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Rubrik: Flugplätze Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Der Einsatzhafen Bremen
 Bis 1945: 
Bereits im Sommer des Jahres 1910 unternahmen frühe Luftfahrtenthusiasten im Neuenlander Feld auf dem Exerzierplatz der Garnison Bremen die ersten Flugversuche. Von Seiten der Stadt hatte man zunächst geplant, an dieser Stelle einen Luftschiffhafen für die Anbindung der Stadt Bremen an das Liniennetz der „Deutschen Luftschiffahrts-Aktiengesellschaft“ (DELAG) einzurichten. Es entstand jedoch ein regulärer Flugplatz.
Noch 1910 sind drei Flugzeugschuppen aufgestellt worden. Am 16. Mai 1913 erteilten die Behörden die Genehmigung für einen Flugstützpunkt, dieses Datum ist die Geburt des Verkehrsflughafens Bremen. Die Dimensionen des Flugfeldes waren zunächst sehr bescheiden, lediglich 400 x 400 Meter ebener Fläche reichten damals aus.

Während des I. Weltkrieges übernahmen die Militärbehörden die Flugplatzanlage, es fand kein ziviler Flugbetrieb mehr statt. Das Militär errichtete am Nordrand des Feldes eine hölzerne Abstellhalle für die Flugzeuge. Nur gelegentlich landeten Flugzeuge der jungen Fliegertruppe im Neuenlander Feld.

Nach Ende des Krieges dauerte es noch ins Jahr 1920, bis der Flugbetrieb wieder aufgenommen wurde. Ein neues Gelände, direkt nordöstlich angrenzend, hat man ab 1921 als Flugfeld angelegt. Die feuchten Wiesen wurden durch ein Drainagesystem trocken gelegt. Eine erste große 1.000 m² messende Flugzeughalle entstand. Schnell wuchs die Zahl der Flugbewegungen an, es folgten auch internationale Linienverbindungen.
Dieser Entwicklung entsprechend, wurden diverse Erweiterungen durchgeführt. Ab 1925 entstand die Halle A mit 2.400 m². Anschlüsse an das Straßennetz und eine Gleisverbindung zum Bahnhof Bremen-Neustadt sind geschaffen worden.
Ende 1923 wurde das Focke-Wulf Flugzeugwerk auf dem Bremer Flugplatz gegründet. Die Fertigung fand zunächst in den vorhandenen Hallen statt, bis 1926 eigene Gebäude bezogen werden konnten.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 folgten weitere Maßnahmen. Man errichtete ein massives zweigeschossiges Abfertigungsgebäude, dieses übernahmen 1935 die Reichsbehörden zusammen mit den Hallen A und B. Das Flugfeld ist im gleichen Jahr auf 800 x 800 Meter erweitert worden.
1937 gab es die umfangreichsten Veränderungen. Für den zivilen Flugbetrieb wurde ein neues Abfertigungsgebäude und die Flugzeughalle E gebaut. Vier sternförmig angeordnete befestigte Startbahnen sind gebaut worden, damit galt Bremen als einer der modernsten Flugplätze in Europa. Die Bahnen waren zunächst je 600 m lang und 52 m breit, während des II. Weltkrieges hat man sie teilweise auf bis zu 1.300 m verlängert.
Mit Beginn des Krieges kam der zivile Luftverkehr völlig zum erliegen. Das alte Abfertigungsgebäude bezog 1937 die Luftwaffe, die hier eine Fliegerschule einrichtete. Von der Wehrmacht wurde damit die Anlage als „Fliegerhorst“ bezeichnet. Die Fliegerschule verlegt noch 1939 auf den Fliegerhorst Oldenburg. Am 1. November 1939 hatte die Luftwaffe in Bremen die I. Gruppe des Kampfgeschwaders 40 aufgestellt. Sie war mit den hier produzierten viermotorigen Fernbombern Focke-Wulf Fw 200C ausgerüstet. Im April 1940 verlegte die Kampfgruppe nach Dänemark. In den Folgejahren sind kaum noch Verbände in Bremen stationiert gewesen.

Vor allem wegen des Focke-Wulf Werkes ist der Flugplatz bei zahlreichen Angriffen intensiv bombardiert worden. Als passive Abwehrmaßnahme wurde südlich des Flughafens in der Leester Marsch ein Scheinflugplatz errichtet. Den aktiven Luftschutz stellte der umfangreiche Flak-Gürtel um Bremen, in unmittelbarer Nähe befand sich die 12,8 cm-Flakstellung Kirchhuchting.
Die Bilanz des Krieges ergab, daß das Abfertigungsgebäude ausgebrannt war, die Halle A restlos vernichtet und die Hallen B, E und F zu 50 % zerstört waren. Auch die Fliegerschule, das Rollfeld und die Startbahnen trugen schwere Schäden davon.

 Ab 1945: 
Da das Gebiet Bremen und Bremerhaven den Amerikanern als Enklave zugesprochen war, übernahm die US Army natürlich auch diesen Flugplatz. Nach Durchführung der nötigsten Instandsetzungsmaßnahmen nutzte sie ihn zusammen mit dem Focke-Wulf Werksgelände bis in den März des Jahres 1948 als Army-Air Force-Base. In der Hauptsache flogen militärische Transportmaschinen Bremen an.
Mit Unterstützung durch das US-Militär konnte am 27. Januar 1949 der Verkehrsflughafen Bremen wieder öffnen. Am 5. April des Jahres begann der Linienbetrieb durch die Skandinavische SAS, diese bot ab 1951 sogar Direktverbindungen nach New York an.

Diverse Baumaßnahmen folgten, die Ost-Westbahn wurde zur Hauptstartbahn und ist ab August 1949 auf 2.000 m verlängert worden. Ab dem Jahre 1955 hatte man begonnen, die nur notdürftig reparierten Gebäude zu erneuern. Die Halle A wurde neu aufgebaut, dafür die Hallen B und F abgerissen.
Am 1. Mai 1956 eröffnete im vormaligen Kasernenkomplex die Lufthansa ihre Verkehrsfliegerschule. Seit 1963 werden auch die Transportflieger der Bundeswehr in dieser Einrichtung ausgebildet, die Soldaten in Bremen bilden die 4. Staffel des Lufttransportgeschwaders 62 aus Wunstorf. Die Einheit hat ihre Unterkunft in der Scharnhorst-Kaserne in Bremen-Huckelriede, nur gut 2 km östlich gelegen.
Im Jahre 1971 wurde ein großer Radarturm südlich des Flugfeldes gebaut. 1974 zog die Flugsicherungs-Regionalstelle Nord von Hannover nach Bremen um. Darin eingegliedert war bis in die 1990er Jahre auch eine Einheit der militärischen Flugsicherung, der Flugsicherungssektor B/FmRgt 81.

Der Flugplatz Bremen bekam 1979 ein neues Abfertigungsgebäude. Die grundlegendste Umwandlung fand in den 1990er Jahren statt. Hierunter fiel die aufwendige Verlegung des Flusses Ochtum am Westrand der Startbahn mit gleichzeitiger Bahnverlängerung auf 2.600 m über alles. Eine Nebenstartbahn von 820 m Länge steht für leichte Maschinen zur Verfügung, der Abflug erfolgt dabei in Richtung Südwest.
Der alte Kasernenbau der Fliegerschule wurde in dieser Zeit abgerissen um für ein modernes Gebäude Platz zu machen. Auch die Passagierabfertigung ist von Grund auf neu errichtet worden.

 Zustand: 
Durch die intensive und ununterbrochene Nutzung des Flughafens sind nach den häufigen baulichen Veränderungen heute nur noch sehr wenige Spuren der Vergangenheit erkennbar. Sie sind auf den unten bereitgestellten Fotos aufgeführt.

 Zugang: 
Das gesamte Areal des Flughafens ist Sicherheitsbereich und darf nicht betreten werden. Das Gebiet kann aber von der Besucherterrasse und von den Randbereichen eingesehen werden.

 Hinweis: 
Der Verkehrsflughafen Bremen hat eine eigene Internet-Präsenz:
http://www.bremen-airport.com

Es existiert verschiedene Literatur über den Flugplatz Bremen, Beispiele:

Titel: 75 Jahre bremische Luftfahrt
Autor: Hans Joachim Schulze
Verlag: Hauschild Bremen
ISBN: 3-920699-73-4
Titel: Flughafen, Fliegerschule, Focke-Wulf, Weser-Flug und Raketengesellschaft
Autoren: Peter Kurze, Udo Stünkel, Andrea Ziesemer
Verlag: Bogenschütz Verlag
ISBN: 3-927485-03-9
Für alle Flugplätze gilt:
Über die Flughäfen der Luftwaffe ist ein Buch mit zahlreichen zeitgenössischen Standort-Skizzen erschienen:
Titel: Fliegerhorste
Autoren: Karl Ries und Wolfgang Dierich
Verlag: Motorbuch
ISBN: 3-613-01486-6
In diesem Buch ist vom Flugplatz Bremen-Neuenlander Feld eine Skizze enthalten, außerdem zeigt das Luftbild auf dem Schutzumschlag das Gelände im II. Weltkrieg!
Blick aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Google Maps

Fotos:

Flugsicherung
Das Gebäude links steht auf dem Grund der früheren Kaserne, rechts das Gebäude der Flugsicherung auf dem Boden der früheren Halle B.

Halle A
Rückseite der nach dem Krieg wieder aufgebauten Halle A

Halle E
Die 1937 gebaute Halle E

Kraftstoffversorgung
Historisches Gebäude im Bereich der Kraftstoffversorgung

Flugfeld
Blick über das Flugfeld Richtung Süden

Nebenstartbahn
Die „Nebenstartbahn 23“

Munitionsdepot
Im Bereich des ehemaligen Munitionsdepots ist nur noch die historische Straße erkennbar

Bunker
Dieser Bunker westlich des Flugfeldes wurde beim Startbahnausbau Anfang der 1990er Jahren abgerissen

Rot umrandet: das erste Flugfeld 1910-1921, violett umrandet: die heutige Grenze des Flughafens.
Die Startbahnen: hellgrau = Stand 1937, dunkelgrau = Stand 1945, mittelgrau = Stand heute.
Das Objekt Flak-Stellung wird auf einer separaten Seite vorgestellt.

Karte
Maßstab

Quellenangabe:
- Karl Ries, Wolfgang Dierich: Fliegerhorste und Einsatzhäfen der Luftwaffe
- Hans Joachim Schulze: 75 Jahre bremische Luftfahrt
- Peter Kurze, Udo Stünkel, Andrea Ziesemer: Flughafen, Fliegerschule, Focke-Wulf, Weser-Flug und Raketengesellschaft
- Siegfried Spörer: Bremen und sein Airport
- Siegfried Spörer: Airport Bremen
- Michael Holm: http://www.ww2.dk
- Archiv Peter Kurze
 
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