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Rubrik: Fabrikationsanlagen Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Nerag - Destillationsanlage „Ofen III und IV“ in Brunkensen
 Bis 1945: 
Grundsätzliches über die Ofen-Anlagen läßt sich auf der Seite „Ofen I & II, Bögerhof“ nachlesen.

Nach der Kleindestillationsanlage im Extertal beim Bögerhof folgte als zweites die Doppelanlage Ofen III & IV im Glenetal, gut 1 km südwestlich der Ortschaft Brunkensen. Hier bot die Natur einen ausgezeichneten Schutz für das Werk. Beiderseits des Tales steigen die Höhen steil an, zudem ist das Gebiet dicht bewaldet. Ein Steinbruch am Duinger Berg konnte die eigentlichen Destillationsanlagen aufnehmen. Der Bereich wurde mit Tarnnetzen abgehängt, dadurch war aus der Luft eine Lokalisierung kaum möglich.
Kernstück der Anlage waren zwei Röhrenöfen, in denen aus Rohöl Kraftstoffe destilliert werden konnten. Neben diesen Geräten wurden im Steinbruch ein Kesselhaus, Werkstattgebäude mit Labor und eine Trafostation gebaut. Für den Produktionsvorgang waren ferner Druckabsetzbehälter, Entleerungsgrube und Gruben für Rückstände erforderlich.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Glene ist ein kleiner Lagerbereich errichtet worden. Hier baute man zwei aufrecht stehende Betontanks mit je 500 m³ Kapazität zur Zwischenlagerung des angelieferten Rohöls. Daneben wurden sieben liegende Stahltanks je 80m³ für Fertigprodukte aufgestellt, zwei für Benzin und fünf für Diesel. Direkt neben den Tanks entstand ein Umschlagbahnhof mit Anschlußgleis zur Eisenbahnstrecke Voldagsen - Delligsen. Zwischen dem Steinbruch und den Lagertanks verliefen Rohleitungen, durch die das Öl bzw. der Kraftstoff gepumpt werden konnte. Weitere Leitungen führten zu Abfüllpunkten an den Anschlußgleisen.
Der Betrieb wurde vermutlich im September 1944 aufgenommen. Betreiber war die Raffinerie Deurag-Nerag aus Hannover. Auch für den Standort Brunkensen galten die monatlichen Kapazitätsdaten, daß aus 6.000 t angeliefertem Rohöl 700 t Benzin und 2.000 tl Diesel produziert werden konnten. Die anfallenden 3.000 t Produktionsrückstände sind zur Herstellung von Schmiermitteln an andere Raffinerien abgeliefert worden.
Der Betrieb lief vermutlich bis zum Kriegsende, zumindest solange Rohöl angeliefert werden konnte.

 Ab 1945: 
Nach Ende des II. Weltkrieges sind die Einrichtungen der Destillationsanlage entfernt worden. Die Abschlußdecke der beiden Betontanks wurde gesprengt. Von 1953 bis 1965 sind sie zu völlig friedlichen Zwecken verwendet worden, aus ihnen entstand das Freibad Brunkensen. Die Betonwände der Behälter wurden soweit abgetragen, daß ein Tank als tieferes Schwimmerbecken und der andere als flacheres Nichtschwimmerbecken Verwendung finden konnte.
Der Steinbruch wurde zunächst wieder wirtschaftlich genutzt, bis der Betrieb in den 1960er Jahre eingestellt worden ist. In den 1980er Jahren unternahm man Anstrengungen, den Abbau wieder aufzunehmen, das Projekt konnte jedoch nicht realisiert werden.

 Zustand: 
Der Steinbruch hat sein Aussehen durch die Nachkriegsnutzung verändert. Heute findet man dort verschiedene Reste von Einrichtungen, deren Zuordnung jedoch nicht mehr möglich ist. Dafür sind im Lagerbereich die zwei Betontanks zu finden. Daneben sind einige weitere Einrichtungen aus der „Ofen“-Zeit erhalten, die Bilder unten zeigen einige.

 Zugang: 
Die Bereiche der ehemaligen Destillationsanlage „Ofen III & IV“ ist zugänglich.

 Hinweis: 
Die Ortschaft Brunkensen berichtet über das ehemalige Schwimmbad:
http://www.brunkensen.de/sehenswuerdigkeiten/index.htm

Blick aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Google Maps

Fotos:

Steinbruch
Blick in den Steinbruch. Mit Tarnnetzen abgehängt bot er guten Schutz gegen Luftaufklärung.

Reste
Im Bereich des Steinbruchs findet man verschiedene Reste von Einrichtungen, es läßt sich nicht zuordnen, was von der „Ofen“-Anlage stammt und was vom Steinbruch.

Räume
Zwei Räume im Fels werden für die Lagerung der Sprengmittel gedient haben. Eventuell sind sie im Krieg auch als Luftschutzraum genutzt worden.

Betontanks
Die Reste von einem der zwei Betontanks für Rohöl

Schutzraum
Ein befestigter kleiner Schutzraum beim Lagerbereich

Absperrschieber
Hier läßt sich ein Absperrschieber der Rohrleitungen finden

Anschlußgleis
Das Eisenbahn-Anschlußgleis überquerte hier den Bach Glene

Karte
Maßstab

Quellenangabe:
- Frank Baranowski: Geheime Rüstungsprojekte in Südniedersachsen und Thüringen während der NS-Zeit
- 7grad.org: http://7grad.org/Exkursionen/U-Verlagerungen/Zeolith/zeolith.html
- Geheimprojekte.at: http://www.turbo.at/geheimprojekte/b_geilenb.html
 
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