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Rubrik: Flugplätze Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Der Einsatzhafen Hannover-Vahrenwald
 Bis 1945: 
Dieser Flugplatz innerhalb der Stadtgrenzen von Hannover weist bis 1945 einige Parallelen zum Flughafen Bremen auf. Auch hier begann es auf einem Exerzierplatz, entwickelte sich zum Verkehrsflughafen einer Großstadt und im II. Weltkrieg wurde die Anlage militärisch genutzt. Das Flugplatzgelände lag zur Gründung noch weit abseits der Besiedelung, im Laufe der Jahrzehnte ist es von der Stadt umschlossen worden.

Auf der Vahrenwalder Heide ist bereits um 1850 ein Exerzierplatz für die Truppen der Garnison Hannover eingerichtet worden. Das Gelände lag seinerzeit entfernt von bebauten Gebieten, nördlich des hannoverschen Stadtteils Vahrenwald.
Der Flugzeugkonstrukteur Karl Jatho konnte auf dem Südteil des Areals bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts seine Flugversuche und -erprobungen durchführen. 1903 erfolgte auf dem Gelände sein erster Motorflug. Noch vor dem I. Weltkrieg siedelte er hier, für die kurze Zeit ihrer Existenz, die „Hannoverschen Flugzeugwerke“ an. Zu diesem Zeitpunkt nutzten auch die ersten Luftfahrtenthusiasten das Flugfeld als Vorläufer des Verkehrsflugplatzes von Hannover.

Bereits im Jahre 1909 begann auch durch das Heer die fliegerische Nutzung des Exerzierplatzes. Das 2. Bataillon des Garde-Korps aus Berlin stationierte in Vahrenheide seine 2. Kompanie. Diese war eine Ausbildungs-Einheit und stellte in Hannover eine Luftschifferschule sowie eine Flak-Scheinwerfer-Schule.
Für den Betrieb wurde einige Bauwerke errichtet, darunter am Ostrand der Fläche eine 184 m lange Luftschiffhalle. Eine Fliegerstation und Kasernenblocks sind am Nordwestrand des Flugfeldes gebaut worden. Dieser Bereich wuchs zur Emmich-Kaserne und Cambrai-Kaserne auf.
Nur ein Luftschiff ist für Hannover als dauerhafte Belegung dokumentiert. Es war das LZ 26, welches von Oktober 1916 bis August 1917 in Vahrenheide als Versuchsluftschiff der Flak-Scheinwerfer-Schule diente.
Die Militärfliegerei mußte nach Ende des Krieges 1918 eingestellt werden.

Den zivilen Luftverkehr von Hannover wickelte man nun zunächst im Stadtteil Linden auf dem Werksflugplatz der „Hannoverschen Waggonfabrik AG“ ab; diese lieferte im I. Weltkrieg rund 2.000 Flugzeuge der verschiedenen Hannover CL-Typen an die Fliegertruppe.
Am Anfang der 1920er Jahre wechselte die Verkehrsfliegerei aber wieder in die Vahrenwalder Heide. Der Flugverkehr weitete sich rasch aus, allerdings folgte erst am 22. Mai 1928 die offizielle Inbetriebnahme als Verkehrsflughafen.
Für den Betrieb errichtete man nach und nach diverse neue Bauten. Am Nordrand wurden Flugzeughallen und ein Abfertigungsgebäude aufgebaut. Diese genügten jedoch dem steigenden Bedarf nicht lange. 1935 ist ein größeres Empfangsgebäude am Westrand des Platzes eröffnet worden. Damit verfügte die Stadt bis zum Ende des II. Weltkrieges über einen modernen Verkehrsflughafen.

Im Rahmen der Aufrüstung nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, wurden in den 1930er Jahren im näheren und weiteren Umfeld diverse Militäranlagen neu gebaut. Zum älteren, unmittelbar nordwestlich an den Flugplatz angrenzenden Kasernenkomplex kam als drittes die Kriegsschule hinzu. Heute ist die Liegenschaft als Emmich-Cambrai-Kaserne zusammengefaßt. Westlich davon wurde die Wehrkreiswaffenanstalt Wiesenau aufgebaut, ein wehrmachtseigenes Reparaturwerk für Waffen und Gerät. Weiter östlich, im Stadtteil Bothfeld, baute man die Prinz-Albrecht Kaserne, die Scharnhorst-Kaserne und die Artilleriekaserne (heute Freiherr-von-Fritsch-Kaserne).

Noch vor Beginn des II. Weltkrieges begann auch durch das Militär wieder eine Mitnutzung des Flugplatzes. Am 1. Januar 1939 ist hier das Luftdienstkommando 11, ausgerüstet mit verschiedenen Flugzeugmustern, aufgestellt worden. Vermutlich war 1939/40 auch das Lehrgeschwader 1 mit Heinkel He 111 Bombern auf dem Flugplatz stationiert. Zu dieser Zeit trug die Anlage die Bezeichnung Fliegerhorst Hannover-Vahrenwalder Heide.
Bei den zahlreichen Luftangriffen, die im II. Weltkrieg auf die Stadt Hannover geflogen wurden, ist auch der Flugplatz bombardiert worden. Dabei kam es zu umfangreichen Zerstörungen an vielen Einrichtungen.

 Ab 1945: 
Nach Ende des II. Weltkrieges trennten sich die Parallelen der Verkehrsflughäfen von Hannover und Bremen endgültig; der Flugbetrieb wurde auf der zerstörten Anlage in der Vahrenwalder Heide nicht wieder aufgenommen. Der nur fünf Kilometer nordwestlich gelegene Fliegerhorst Langenhagen bot wesentlich bessere Voraussetzungen, zu einem modernen, großen und leistungsfähigen Verkehrsflughafen ausgebaut zu werden. Dort stand unbebaute Fläche zur Erweiterung zur Verfügung, während das Gelände in der Vahrenwalder Heide mehr und mehr vom Stadtgebiet umschlossen wurde.

Die Militäranlagen nutzten nach Kriegsende überwiegend die britischen Streitkräfte. Die Wehrkreiswaffenanstalt diente fortan als Langenhagen-Barracks Logistikeinheiten als Standort. Der ältere Teil des an den Flughafen angrenzenden Kasernenkomplexes wurde als Chatham-Barracks einem Transportverband als Quartier gestellt. Beide Liegenschaften sind so bis in die erste Hälfte der 1990er Jahre genutzt worden.

Auf der nun nicht mehr für den vorherigen Zweck genutzten Fläche des Flughafens konnten sich Gewerbebetriebe ansiedeln. Im Laufe der Jahrzehnte entstanden hier zahlreiche neue Gebäude. Ergänzend sind auf dem östlichen und südlichen Teil des Areals Wohnhäuser errichtet worden. Seit 1956 lautet die Bezeichnung dieses neuen Stadtteils Vahrenheide.

Nach Aufstellung der Bundeswehr kam auch wieder deutsches Militär auf das Gelände. Der modernere Teil des nordwestlichen Kasernenkomplexes wurde als Emmich-Cambrai-Kasrne zusammengefaßt. Darin kamen unter anderem die Offizierschule des Heeres und das Verteidigungsbezirkskommando 22 unter.
Das ehemalige Empfangsgebäude des Flughafens am Westrand bezogen das Kreiswehrersatzamt und die Standortverwaltung Hannover. Eine benachbarte Flugzeughalle wurde zur Lagerhalle für die StOV umgebaut.
Angrenzend an dieses historischen Bereich sind weitere modernere Gebäude für die Wehrverwaltung entstanden. Hier residierten Teile der Wehrbereichsverwaltung II.

 Zustand: 
Die historischen Spuren des früheren Flugplatzes sind heute zwischen zahlreichen moderneren Bauwerken versteckt. Zu nennen sind das frühere Empfangsgebäude und eine angrenzende Flugzeughalle am Westrand, sowie die Fliegerstation und Kasernenblocks aus dem I. Weltkrieg, die am Südrand der Emmich-Cambrai-Kaserne stehen. Im nördlichen Bereich läßt sich zumindest noch das frühere Flugfeld erahnen.

 Zugang: 
Das Gebiet des ehemaligen Flugplatzes ist frei begehbar, ausgenommen natürlich die diversen Privatgrundstücke. Die beiden Gebäude aus dem I. Weltkrieg können von der südlich an der Emmich-Cambrai-Kaserne vorbeiführenden Straße gesehen werden.

 Hinweis: 
Für alle Flugplätze gilt:
Über die Flughäfen der Luftwaffe ist ein Buch mit zahlreichen zeitgenössischen Standort-Skizzen erschienen:
Titel: Fliegerhorste
Autoren: Karl Ries und Wolfgang Dierich
Verlag: Motorbuch
ISBN: 3-613-01486-6
In diesem Buch ist vom Flugplatz Hannover-Vahrenwalder Heide eine Skizze enthalten!

Blick aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Google Maps

Fotos:

Empfangsgebäude
Das Empfangsgebäude des Flughafens von 1935, heute Sitz der Bundeswehr-Standortverwaltung Hannover.

Flugzeughangar
Der letzte erhaltene Flugzeughangar wird von der Standortverwaltung als Lagerhalle verwendet

Flugfeld
Im Nordbereich ist unverbautes Flugfeld erkennbar

Violett: Standort der Luftschiffhalle im I. Weltkrieg
Karte
Maßstab

Quellenangabe:
- Niedersächsisches Umweltministerium: Gefährdungsabschätzung von Rüstungsaltlasten in Niedersachsen
- Karl Ries, Wolfgang Dierich: Fliegerhorste und Einsatzhäfen der Luftwaffe
- Harry C. Redner: Die Luftschiffwaffe des Heeres
- http://www.hannover-vahrenheide.de/history/history4.htm
- Michael Holm: http://www.ww2.dk
 
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