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Rubrik: Kriegsgefangenenlager Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Das Stalag X D Wietzendorf
 Bis 1945: 
Nach dem Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941, ergab es sich während der schnellen Vorstöße deutscher Truppen, daß ungeheure Massen von Soldaten der Roten Armee in Gefangenschaft kamen. Dadurch entstand der Bedarf nach weiteren großen Kriegsgefangenenlagern auch im damaligen Reichsgebiet. Insgesamt sind in die vier Lager in der Lüneburger Heide rund 100.000 Rotarmisten verlegt worden.
Im Mai/Juni des Jahres 1941 errichtete die Wehrmacht am Südrand des Truppenübungsplatzes Munster das Mannschaftsstammlager (Stalag) X D (310), auch bekannt als Stalag Munster oder Lager Osterheide. Hier sollten vor allem sowjetischen Kriegsgefangenen eingewiesen werden, bis zu 50.000 waren eingeplant. Als im Juli 1941 die ersten Transporte eintrafen, gab es, wie im Stalag XI D Oerbke, keinerlei Gebäude zur Unterbringung, die Insassen mußten unter freiem Himmel kampieren! Im Kalkül der Nazis waren die sowjetischen Gefangenen ohnehin nur eine unerwünschte Masse von Menschen, die sie ohne ausreichende Verpflegung ihrem Schicksal überlassen lassen wollten. In der Anfangszeit gruben die Gefangenen Erdhöhlen gegen die Witterungseinflüsse, später konnten sie endlich Baracken errichteten. Die Verpflegung und hygienischen Bedingungen waren völlig unzureichend. Durch diese Umstände kam es im Winter 1941/42 zu einer Fleckfieberepidemie während der mehr als 14.000 Insassen verstarben. Einige Kilometer nördlich des Lagers legte man einen Friedhof auf dem Truppenübungsplatz an, in Massengräbern sind dort ca. 16.000 sowjetische Kriegsgefangene beerdigt.
Im Juli/August 1942 verlegte das Stalag 310 in die Sowjetunion, das Wietzendorfer Lager wurde als Zweiglager des Stalag X B Sandbostel weitergeführt und bis August 1943 in geringerem Umfang weiterhin mit sowjetischen Kriegsgefangenen belegt. Im November 1943 kam es zur Auflösung dieses Zweiglagers. Eine neue Verwendung dauerte vom Januar 1944 bis zum Kriegsende, es diente als Oflag 83 zur Unterbringung gefangener italienischer Offiziere.
Am 16. April 1945 erreichten Britische Verbände die Liegenschaft und befreiten die Insassen.

 Ab 1945: 
Nach Kriegsende wurde das Lager zur Unterbringung von „Displaced Persons“ genutzt, also ehemaliger Fremd- und Zwangsarbeiter, die hier auf ihre Verlegung in die Heimat oder andere Länder warteten. Später brachte man hier Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten unter. Die Baracken sind nach Fortfall dieser Verwendungen abgetragen worden. Heute ist auf dem Gebiet ein Gartenbaubetrieb angesiedelt, weitere Flächen werden Land- und Forstwirtschaftlich genutzt.

 Zustand: 
Es sind heute keinerlei Spuren des Stalag X D aufzufinden. Der Friedhof ist als Gedenkstätte angelegt.

 Zugang: 
Das Gebiet des Stalag X D ist, mit Ausnahme von Privatgrundstücken, zugänglich.

 Hinweis: 
Es gibt Literatur über die Kriegsgefangenenlager in der Lüneburger Heide:
Titel: „Russenlager“
Autor: Barbara Meier, Detlef Gieseke, Hans Albert Hillmann
Verlag: Gewerkschaft Erziehung & Wissenschaft
ISBN: 3-927594-10-5
Blick aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Google Maps

Fotos:

Gelände
Das Gelände des Stalag X D Wietzendorf ist heute größtenteils landwirtschaftliche Nutzfläche

Karte
Maßstab

Quellenangabe:
- Barbara Meier, Detlef Gieseke, Hans Albert Hillmann: „Russenlager“
 
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