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Rubrik: Fabrikationsanlagen Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Kriegsmarine - U-Boot-Bunkerwerft „Valentin“ in Bremen-Rekum
 Bis 1945: 
Um der ständig zunehmenden Bedrohung der Werftstandorte durch alliierte Bomberverbände zu entgehen, wurde beschlossen, verbunkerte Fabriken für die Serienfertigung von Unterseebooten zu errichten. Für die Werft „Bremer Vulkan” hatte man zunächst beabsichtigt, direkt auf deren Werksgelände in Bremen-Vegesack die U-Boot-Bunkerwerft „Weser II” zu errichten. Die Werft wehrte sich aber gegen diesen Standort, unter anderem wollte man für mögliche Expansionen in Nachkriegszeiten nicht das Werksgelände durch den Bunker versperrt sehen.
So wurde ein geeignetes Gelände für das Folgeprojekt „Valentin” gesucht und rund 8 km weserabwärts im Bremen-Farge gefunden. Wichtig war dabei, daß das Areal einen genügend tragfähigen Untergrund bietet, der Bunker wiegt im heutigen Zustand schließlich rund 1.200.000 t.
Der Baubeginn des Bunkers erfolgte im Sommer 1943. Noch während die Erdarbeiten weiterliefen, begannen im Oktober 1943 die Betonarbeiten. Es wurde für die damalige Zeit, insbesondere unter Berücksichtigung der ungünstigen Rohstofflage, ein enormes Tempo bei den Baufortschritten erreicht. In nur 18 Monaten sind die heute sichtbaren Ausmaße entstanden. Der „Valentin” erhielt absolute Priorität vor anderen Bauvorhaben, sodaß 1943 unter anderem das Projekt „Wenzel” bei Hamburg gebremst und an der U-Boot-Bunkerwerft „Hornisse” in Bremen-Gröpelingen nur noch mit halber Kraft gearbeitet wurde.
Es gibt einige Spuren der Bauphase - siehe Seite Baustelle.
Zum Errichten dieses Kolosses waren zahlreiche Fremd- und Zwangsarbeiter sowie KZ-Häftlinge eingesetzt, die in verschiedenen Lagern in der Nähe der Baustelle untergebracht wurden.
Die Ausmaße des „Valentin” sind gewaltig: Länge 426 m, Breite Ostwand 67 m, Westwand 97 m, Höhe bis 33 m, Tiefe im Bereich des Tauchbeckens 16 m. Die Wand- und Deckenstärke beträgt regulär 4,5 m, eine Verstärkung auf 7 m ist teilweise noch durchgeführt worden. Das Ganze bedeckt 35.375 m² Grundfläche. Nach dem weltweit größten U-Boot-Bunker in Brest/Frankreich mit 508.540 m³ Betonverbrauch liegt der „Valentin” mit 450.000 m³ verbautem Beton an zweiter Stelle.
Bei der Planung des „Valentin” konnten diverse Erkenntnisse aus den bereits bestehenden U-Boot-Bunkern einfließen. Eine Schwachstelle aller Bunker sind die Öffnungen. Beim „Valentin” ist deshalb für die Verbindung zum Wasser nur ein einzelnes Tor vorgesehen worden. Dazu kam ein Sektionsöffnung in der Südwand, über die Boots-Segmente zur Zwischenlagerung in Freie oder in eine für spätere Zeiten geplante Sektionshalle an der Südseite geschafft werden konnten. In Nord- und Südwand befinden sich auch je ein Tor für die Haupt-Eisenbahndurchfahrt und ein weiteres Eisenbahntor an der Seite der Südhalle.
Der Bunker war als reine Fabrik für die Endmontage von U-Booten des Typs XXI ausgelegt, die in Taktbauweise hergestellt wurden. Dazu hätten zwei andere Produktionsstandorte vorgefertigte Segmente angeliefert. Sie wären je zur Hälfte von der Deschimag - A.G. Weser in Bremen-Gröpelingen in der U-Boot-Bunkerwerft „Hornisse” und von Blohm & Voss in Wedel bei Hamburg in der U-Boot-Bunkerwerft „Wenzel” gefertigt, und über den Wasserweg zum „Valentin” gebracht worden. Die Endmontage im Bunker hatte man dem Werftkonzern Bremer Vulkan zugeordnet.
Erläuterungen zu den geplanten Produktionsabläufen und Innenaufnahmen zeigt eine separate Seite.
Es sind einige weitere Objekte an und beim „Valentin” geplant worden. An der Südwand des Bunkers sah man eine Sektionslagerhalle mit verbunkertem Hafen vor, um dem Mangel an geschützter Stellfläche für weitere Bootssegmente abzuhelfen. An der Nordwand war schließlich sogar eine eigene Sektionswerft gedacht, damit hätte man das Ausfallrisiko bei den Zulieferungen umgehen wollen. Nördlich abgesetzt ist das Projekt „Valentin II” sogar noch begonnen worden, hier sollte ein großer Bunker mit Liegeplätzen für 14 Boote, also einer Monatsproduktion des „Valentin I”, entstehen. Der „Valentin II” war für Restarbeiten der überstellten Boote und die Übergabe an Besatzungen vorgesehen. Außer einigen Erdarbeiten konnten aber keine Baumaßnahmen mehr durchgeführt werden.
Durch die für Deutschland immer prekärer werdende Kriegslage entschied das Oberkommando etwa im Februar 1945 die Einrichtung des „Valentin” mit den vorgesehenen Produktionseinrichtungen zu stoppen. Ein neues U-Boot-Notprogramm sah für den „Valentin” keine Verwendung mehr vor. Ab Mitte März 1945 hat man den Bunker als Werk zum Bekleben von U-Booten mit der Alberich-Gummibeschichtung ausersehen, welche die ASDIC- bzw. Sonarortung für den Gegner erschweren sollte. Außerdem sollte er als Boots-Reparaturplatz für Deschimag - A.G. Weser verwendet werden.
Aber am 27. März 1945 erfolgte ein Angriff von 18 Bombern der Royal Air Force, die unter anderem 13 Grand-Slam-Bomben mit je 10t Gewicht abwarfen. Zwei davon durchschlugen über Taktplatz 5 die dort noch nicht auf 7 m verstärkte Decke. Jede riß einen Krater von 8 m Ø in das Dach, weitere Bomben richteten starke Zerstörungen auf dem Baustellengelände an. Daraufhin wurden die Arbeiten am „Valentin” eingestellt. Am 30. März folgte noch ein weiterer Angriff von 31 Bombern der USAAF, der aber an der Bunkerwerft keine Durchschläge verursachte.
Damit endete die Kriegszeit des Bunkers, er war bis dahin zu 90% fertiggestellt, rund die Hälfte der Technik war eingebaut.

 Ab 1945: 
Kurz nach Kriegsende demontierten die verschiedenen Firmen ihre Ausrüstungen im Bunker wieder und transportierten auch vom Baustellengelände alles Brauchbare ab. Der „Valentin” wurde von 1946-48 von RAF und USAAF als Bombenabwurfziel benutzt, meist zur Erprobung neuentwickelter Bomben mit hoher Durchschlagskraft. In dieser Zeit erhielt der Bunker zahlreiche Bombentreffer, davon einige Durchschläge. Da diese Abwürfe die benachbarte Siedlung stark gefährdeten, wurden die Angriffe wieder eingestellt. Im Bunker selbst war die Sprengung der Kaimauer des Schleusenbeckens die einige Maßnahme zur Unbrauchbarmachung.
Die folgenden Jahre stand der Bunker leer. Im Jahre 1962 übernahm die Bundeswehr die Anlage um im Herbst 1964 mit den Aufräumarbeiten zu beginnen. Im östlichen Teil des Bunkers wurden rund 40% der Gesamtfläche zu einem Materialdepot ausgebaut, eine Außenstelle des Marinematerialdepots 2 ist hier seit Sommer 1965 der Hausherr. Die westlichen 60% wurden aus Kostengründen nicht für das Depot vereinnahmt. Hier waren, in der nicht auf 7 m verstärkten Decke, neun Bombendurchschläge vorhanden, deren Beseitigung zu aufwendig gewesen wäre. Eine Trennwand teilt diesen Bereich vom Depot ab.
Die anderen U-Boot-Bunker auf deutschen Boden sind nach dem II. Weltkrieg gesprengt worden, somit ist der „Valentin” einziger seiner Art im Land.

 Zustand: 
Der Teil des Marinematerialdepots ist in gutem Zustand erhalten. Hier wurden für den Depotbetrieb diverse Instandhaltungsmaßnahmen und Ausbauten durchgeführt. Der ungenutzte Teil des Bunkers dagegen ist über die Jahre verwittert. In diesem Bereich sind auch diverse Deckendurchschläge vorhanden, lediglich über den zwei größten Bombenlöchern hat man Dächer als Regenschutz errichtet. Die Schleuseneinfahrt ist mit Grundwasser vollgelaufen, eine Verbindung zur Weser hat nie existiert.
Der „Valentin” hat in diesem Bereich einen sehr beeindruckenden aber auch bedrückenden Charakter. Hier wurde sogar diverse Male ein zum Ambiente passendes Theaterstück aufgeführt: „Die letzten Tage der Menschheit”.

 Zugang: 
Der Bunker „Valentin” ist inzwischen eine Gedenkstätte, die zu regelmäßigen Öffnungszeiten besichtigt werden kann.

 Hinweis: 
Die offizielle Seite der Gedenkstätte:
http://www.denkort-bunker-valentin.de

Der Verein
„Dokumentations-und Gedenkstätte Geschichtslehrpfad Lagerstraße/U-Boot-Bunker Valentin e.V.”
informiert im Internet:
http://www.geschichtslehrpfad.de
Der Valentin wird auch in verschiedenen Büchern behandelt, z.B.:

Titel: Bunker »Valentin«
Autoren: Dieter Schmidt und Fabian Becker
Verlag: Edition Temmen
ISBN: 3-86108-288-8
Titel: Die U-Boot-Bunkerwerft „Valentin”
Autor: Rainer Christochowitz
Verlag: Donat Verlag
ISBN: 3-934836-05-4
Blick aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Google Maps

Fotos:

Silhouette
Die Silhouette des Bunkers überragt die Ortschaft Rekum deutlich

Ostseite
Ostseite - die Zufahrt zum Marinedepot

Nordseite
Nordseite - das Verwaltungsgebäude der Marine erscheint winzig gegen den Betonkoloß

Westseite
Westseite - die Stirnwand zur Weser hin

Schleuseneinfahrt
Links die Schleuseneinfahrt

Südseite
Südseite - zwischen den Bäumen die Sektionseinfahrt

Sektionseinfahrt
Die Sektionseinfahrt

Depotbereich
Wieder an der Ostseite - der Depotbereich

Eisenbahneinfahrt
Die nördliche Haupt-Eisenbahneinfahrt

Die weiteren bezeichneten Objekte sind auf den Seiten über das Wifo-Tanklager Bremen-Farge, und das Kriegsmarinetanklager Farge mit den dortigen Arbeiterlagern erklärt.
Karte
Maßstab

Luftbild 1960
Ein Luftbild aus den 1960er Jahren, oben ist hell der sanierte Depotbereich der Bundeswehr zu erkennen.

Das Luftbild wurde freundlicherweise von Jan Czonstke/sfg-nordholz.de zur Verfügung gestellt
Luftbild 2008
Blick auf die U-Boot-Bunkerwerft „Valentin” von der Nordseite im Juni 2008

Quellenangabe:
- Dieter Schmidt, Fabian Becker: Bunker »Valentin«
- Rainer Christochowitz: Die U-Boot-Bunkerwerft „Valentin”
- Archiv Peter Kurze
- J. Czonstke
 
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