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Rubrik: Luftabwehr Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Der NATO-Luftverteidigungsgürtel in Niedersachsen - Radarführung
Aus Darstellungsgründen werden auf dieser Seite viele militärische Abkürzungen verwendet. Eine Erklärung erscheint, wenn man mit dem Mauszeiger auf eine dieser Abkürzungen weist.

 Relikte des Kalten Krieges: 
Grundsätzliches über die Elemente und das Zusammenwirken im NATO-Luftverteidigungsgürtel ist auf der Themenseite nachzulesen.
Auf dieser Seite wird näher auf Stellungen, Verbände und Technik des Radarführungsdienstes eingegangen.

Deutsches Militär betrieb bereits während des II. Weltkrieges Luftraumüberwachung mit Radargeräten, seinerzeit als Funkmeßgeräte bezeichnet. Damit beauftragt war die Luftnachrichten-Truppe mit ihrem Flugmeldedienst. Nach Ende des Krieges wurde die Luftraumüberwachung in Deutschland von den Alliierten zunächst nicht weiter fortgeführt.

Anstoß für den Aufbau von Radaranlagen im Westen war die Zündung der ersten sowjetischen Atombombe im Jahr 1949. Ab Anfang der 1950er Jahre errichteten die Alliierten in ihren jeweiligen früheren deutschen Besatzungszonen nach und nach mehrere Großraum-Radarstellungen. Auch in den Nachbarländern wurde entsprechendes geschaffen. Eine grenzübergreifende Verbindung der Anlagen gab es zunächst jedoch kaum.
1956 hat man mit einer Reorganisation der Luftverteidigung in der NATO begonnen. Dieses führte im Laufe der Jahre zu einem umfangreichen gestaffelten Radargürtel, der sich vom Nordkap bis in die Südost-Türkei erstreckte. Die Stellungen wurden über Richtfunk miteinander vernetzt und die Koordinierung der Einsätze in multinational besetzten Gefechtsständen zusammengeführt.

Nach Gründung der Bundeswehr stellte die Luftwaffe den Flugmelde- und Leitdienst auf. Es konnten mehrere Stellungen von den Alliierten übernommen werden, außerdem wurden weitere neu errichtet.

Das Zusammenwirken:
Der Radarführungsdienst war während des Kalten Krieges durch verschiedene Systeme in der Lage, den Luftraum über Deutschland lückenlos zu überwachen. Selbstverständlich wurde weit in das Gebiet des Warschauer Paktes geblickt, um rechtzeitig reagieren zu können. Da der Radarhorizont der Großstellungen unterflogen werden konnte, sind nach geographischen Gesichtspunkten nahe der innerdeutschen Grenze diverse kleine Radarstellungen des Tieffliegermelde- und Leitdienstes eingerichtet worden.
Eine wichtige Komponente der Radarführung in der NATO wurde ab 1982 das fliegende „Airborne Early Warning and Control System“ (AWACS). Die Flugzeuge mit dem charakteristischen Radom auf dem Rumpf hat man auf dem nordrhein-westfälischen Fliegerhorst Geilenkirchen stationiert. Das System verfügt über einen Überwachungsbereich von rund 500 km und eine Flug-Reichweite von über 9.000 km.
Alle Systeme der Radarführung leisteten den Überwachungsbetrieb rund um die Uhr.

Der Luftraum über der Bundesrepublik wurde stets stark durch zivile und militärische Flüge beansprucht. Eine Besonderheit waren die drei Luftkorridore durch die DDR nach Berlin, über welche die Stadt ausschließlich angeflogen werden durfte.
Um die Kontrolle im grenznahen Gebiet zu erleichtern, wurde am 10. September 1957 von der NATO an der Ostgrenze der Bundesrepublik die „Air Defense Identification Zone“ (ADIZ) eingerichtet. In einem rund 50 km breiten Streifen unterlagen alle Flugbewegungen besonderen Restriktionen. Militärischer Flugverkehr war hier komplett untersagt, ausgenommen spezielle Operationen, wie Grenzkontrolle und elektronische Aufklärung.

Während des Kalten Krieges kam es immer wieder zu Einflügen durch nicht identifizierte Flugzeuge. Darauf wurde häufig mit dem Entsenden von Abfangjägern reagiert, welche die unbekannten Flugzeuge in Augenschein nahmen.
In Niedersachsen stellte dafür die Bundesluftwaffe auf dem Fliegerhorst Wittmundhafen permanent zwei Jagdflugzeuge ab. Sie wurden in der „Quick Reaction Alert - Interceptor“ (QRA „I“) vollgetankt, aufmunitioniert, und vorgewärmt für einen Start innerhalb weniger Minuten bereit gehalten. Gleiches setzte die britische Royal Air Force in Nordrhein-Westfalen um, anfangs in Gütersloh, später in Wildenrath.

Neben den Abfangjägern koordinierte die Radarführung auch den Einsatz der weiteren Waffensysteme der Luftverteidigung. Für niedrige bis mittlere Höhen gab es das FlaRak-System Hawk, den Bereich oberhalb der Hawk deckte das Flugabwehrraketen-System Nike, bzw. später das Flugabwehrraketensystem Patriot ab.

Die Sector Operations Center:
Für Norddeutschland sowie die Niederlande und Belgien lag die Einsatzleitung in Händen der 2nd Allied Tactical Air Force (2ATAF) in Mönchengladbach (Nordrhein-Westfalen) mit dem verbunkerten „Air Defense Operations Center“ (ADOC) in Maastricht/Niederlande. Diesem waren zwei Sector Operations Center unterstellt, das SOC 1 im niedersächsischen Brockzetel und das SOC 2 in Uedem (NRW).

  • SOC 1 Brockzetel - NATO-Rufzeichen: FLYFISH
    Kolloziert mit CRC Brockzetel in der Kampfführungsanlage BALDUIN
     
  • SOC 2 Uedem - NATO-Rufzeichen: MANDRIL
    Kolloziert mit CRC Uedem in der Kampfführungsanlage UDO

Die beiden SOC waren NATO-Dienststellen, deren Personal sich multinational zusammensetzte. Sie nutzten die verbunkerten Kampfführungsanlagen gemeinsam mit dem örtlichen Control and Reporting Center. Die CRC waren national besetzt. Über deren Logistik und Infrastruktur sind auch die SOC mit versorgt worden.
Eine Besonderheit ergab sich durch das bis 1991 geltende Potsdamer Abkommen, welches die vier Siegermächte des Zweiten Weltkrieges 1945 geschlossen hatten. Es besagte unter anderem, daß die Lufthoheit über Deutschland in der Verantwortung der Alliierten verblieb. Als Folge sollten Luftverteidigungs-Einsätze nur durch einen Offizier der Siegermächte befohlen werden. Daher waren in den norddeutschen SOC stets britische Offiziere anwesend.

Den Sector Operations Center sind grenzübergreifend mehrere stationäre Großraum-Radarstellungen unterstellt gewesen. Die folgende Aufschlüsselung zeigt die an die beiden norddeutschen SOC angebundenen Radarstellungen mit Stand 1989. Einigen CRC waren zusätzlich Reporting Posts oder Control Center angegliedert.

SOC 1 Brockzetel:
CRC Brockzetel
RP Helgoland (SH)
CRC Brekendorf (SH)
CRC Visselhövede
CRC/MilATCC Nieuw Milligen/Niederlande
RP Wier/Niederlande
SOC 2 Uedem (NRW):
CRC Uedem (NRW)
CRC Auenhausen (NRW)
CRC Erndtebrück (NRW)
CRC Glons/Belgien
TCC/RP Semmerzake/Belgien

Die Großraum-Stellungen:
Den SOC waren Control and Reporting Center nachgeordnet. Diese sind die Träger der Radarführung gewesen. Vier norddeutsche Stellungen wurden bereits ab 1953 von der britischen Royal Air Force aufgebaut: Brekendorf, Brockzetel, Auenhausen und Uedem. Dementsprechend kamen hier britische Radar-Systeme zum Einsatz.
Nach Aufstellung der Bundeswehr ist ab 1958 eine Übernahme dieser Stellungen in deutsche Verantwortung durchgeführt worden. Der Vorgang zog sich bis 1961 hin. Gleichzeitig nahm die Luftwaffe Planungen auf, um bisherige Überwachungslücken zu schließen. Für das Gebiet der Lüneburger Heide und des östlichen Westerwaldes sollten neue Großraum-Stellungen errichtet werden. Im Westerwald begann 1963 der Aufbau bei Erndtebrück (NRW).
In der Lüneburger Heide konnte jedoch nicht sofort mit dem Bau eines Control and Reporting Center begonnen werden. Als Übergangslösung wurde ab 1964 über 50 km weiter östlich der Reporting Post Uelzen geschaffen. Die gegenüber anderen CRC deutlich kleinere und einfacher ausgestattete Stellung lag auf dem Eschenberg beim Dorf Hohenbünstorf. Erst 1969 begann man bei Visselhövede mit dem Aufbau der endgültigen Stellung.

Ein Control and Reporting Center bestand anfangs aus vier verschiedenen Funktionsbereichen, die überwiegend mehrere Kilometer voneinander entfernten liegen. Die räumliche Trennung hatte neben taktischen auch technische Gründe. Die Hochfrequenzstrahlung der Radargeräte und Fernmeldeanlagen konnte sich nachteilig auf die übrigen Komponenten auswirken.
Die Bereiche im Einzelnen:

  • Führungsgefechtsstand:
    In der Regel ein großer mehrgeschossiger Bunker mit Erdüberdeckung oder komplett unterirdisch gelegen. Die autarken Anlagen verfügten über ABC-Schutz. Sie sollten Angriffe überstehen können. Die Kampfführungsanlagen der Bundeswehr wurden mit Code-Namen bezeichnet. Zur Identifizierung hatte jede Stellung ein NATO-Rufzeichen.
     
  • Radargerätestellung:
    Hier standen die Radargeräte mit großer Reichweite. Die in den 1970er Jahren eingeführten charakteristischen Radoms für den Wetterschutz der Geräte, waren das nach außen hin auffälligste Element einer Radar-Stellung. Zumindest in früheren Zeiten sind für Rundumsuche und Höhenmessung unterschiedliche Radargeräte verwendet worden. Daher waren in den Stellungen zwei oder mehr Radoms zu sehen.
     
  • Funksendestelle:
    Diente zum Senden von Sprechfunk und Daten direkt an Luftfahrzeuge.
     
  • Funkempfangsstelle:
    Hier wurde der Funkverkehr vom Luftfahrzeug empfangen.
    Mit modernerer Technik konnten später oft die Sende- und die Empfangsstelle in einem Objekt zusammengefaßt werden.

Reporting Posts waren deutlich einfacher ausgestattet und überwiegend ohne Führungsbunker. Dort konnten oft alle Elemente in einer Liegenschaft gemeinsam untergebracht werden.

Die norddeutschen Radar-Verbände der Bundesluftwaffe unterstanden dem hiesigen Großverband mit Luftverteidigungsauftrag, der 4. Luftwaffendivision aus Aurich. Der Division waren dafür zwei Fernmelderegimenter unterstellt, FmRgt 33 in Goch (NRW) und FmRgt 34 mit Endstandort Krummenort (SH).
Die drei Abteilungen des FmRgt 34 betrieben je ein CRC. Das FmRgt 33 verfügte Anfangs über vier Abteilungen, drei für CRC und eine für den Tieffliegermelde- und Leitdienst. 1971 wechselte jedoch der Betrieb des CRC Erndtebrück in die Verantwortung der V./TSLw 2. Die Schule nutzte die Stellung fortan für die Ausbildung des Fachpersonals, beließ sie gleichzeitig aber vollständig im Luftverteidigungs-Einsatz.
Nachfolgend die einzelnen Objekte im Detail:

  • CRC Brekendorf - NATO-Rufzeichen: BUGLE
    • Kampfführungsanlage BERNHARD, in einem oberirdischen Schutzbau. Führungsgefechtsstand und Radargerätestellung waren gemeinsam in einer Liegenschaft untergebracht.
      In Betrieb ab 1957, zunächst 296 SU der Royal Air Force.
      10/1959 übernahme durch III./FmRgt 34 abgeschlossen, Truppenunterkunft: Krummenort (SH).
    • Radargerät: anfangs britisches T 80 (Rundsuchradar) und T 13 (Höhenmeßradar),
      ab 1972 MPR - 3D-Radargerät, Reichweite ca. 480 km.
       
  • CRC Brockzetel - NATO-Rufzeichen: ROUNDUP
    • Kampfführungsanlage BALDUIN.
      In Betrieb ab 1953, zunächst 101 SU der Royal Air Force.
      12/1960 übernahme durch I./FmRgt 34 abgeschlossen, Truppenunterkunft: Aurich.
    • Radargerät: anfangs britisches T 80 (Rundsuchradar) und T 13 (Höhenmeßradar),
      ab ca. 1966 AN/FPS-7,
      ab 1984 HADR - 3D-Radargerät, Reichweite ca. 450 km.
    • zusätzlich vorhanden: AN/TPS-43B - mobiles 3D-Radargerät, Reichweite ca. 450 km, sollte im Spannungsfall auf Helgoland eingesetzt werden.
       
  • RP Helgoland
    • Radarflugmeldestelle, durch Bundesmarine betrieben. Im Dezember 1988 von der Luftwaffe übernommen. Bis dahin war für den Spannungsfall der Einsatz eines mobilen Radargerätes durch die 2./FmRgt 34 auf Helgoland vorgesehen.
    • Radargerät: ASR-P - Flugsicherungsradargerät, Reichweite ca. 200 km.
       
  • RP Uelzen - NATO-Rufzeichen: UNITY
    • Kampfführungsanlage ULRIKE, genutzt 1964 - 1974 als vorläufige Lösung, bis CRC Visselhövede in den Einsatz gehen konnte.
      In Betrieb ab 09/1964 durch 6. bzw. 7./FmRgt 34, Truppenunterkunft: Faßberg.
    • Radargerät: AN/FPS-7.
    • Im Herbst 1976 war der Abbau der Stellung abgeschlossen.
       
  • CRC Visselhövede - NATO-Rufzeichen: SILVERCORK
    • Kampfführungsanlage LILLY, in einem oberirdischen Schutzbau.
      In Betrieb ab 11/1973 durch II./FmRgt 34, Truppenunterkunft: Visselhövede.
    • Radargerät: MPR - 3D-Radargerät, Reichweite ca. 480 km.
       
  • CRC Uedem - NATO-Rufzeichen: CRABTREE
    • Kampfführungsanlage UDO.
      In Betrieb ab ca. 1955, zunächst 348 SU der Royal Air Force.
      12/1961 Übernahme durch I./FmRgt 33 abgeschlossen, Truppenunterkunft: Goch (NRW).
    • Radargerät: anfangs britisches T 80 (Rundsuchradar) und T 13 (Höhenmeßradar),
      ab 1969 AN/FPS-7,
      ab 1985 HADR - 3D-Radargerät, Reichweite ca. 450 km.
       
  • CRC Auenhausen - NATO-Rufzeichen: BACKWASH
    • Kampfführungsanlage AUGUST, Führungsgefechtsstand und Radargerätestellung waren gemeinsam in einer Liegenschaft untergebracht.
      In Betrieb ab ca. 1955, zunächst 210 SU der Royal Air Force.
      04/1960 Übernahme durch III./FmRgt 33 abgeschlossen, Truppenunterkunft: Borgentreich (NRW).
    • Radargerät: anfangs britisches T 80 (Rundsuchradar) und T 13 (Höhenmeßradar),
      ab 1971 MPR - 3D-Radargerät, Reichweite ca. 480 km.
    • zusätzlich vorhanden: AN/TPS-43B - mobiles 3D-Radargerät, Reichweite ca. 450 km.
       
  • CRC Erndtebrück - NATO-Rufzeichen: LONESHIP
    • Kampfführungsanlage ERICH.
      In Betrieb ab 04/1968 durch II./FmRgt 33, 1971 von V./TSLw 2 übernommen, Truppenunterkunft: Erndtebrück (NRW).
    • Radargerät: MPR - 3D-Radargerät, Reichweite ca. 480 km.

Die Luftraumbeobachter (LRB) bzw. der Tieffliegermelde- und Leitdienst (TMLD):
Die Wurzeln dieser Truppengattung liegen in Planungen des Innenministeriums von 1954, einen flächendeckenden zivilen Luftraumbeobachtungsdienst einzuführen. Die Erinnerungen an den Luftkrieg über Deutschland während des II. Weltkrieges waren seinerzeit noch sehr präsent. Mit Aufstellung der Bundeswehr sollte nun diese entsprechendes aufbauen.
Zunächst wurde flächendeckend, und daher mit großem Personalumfang geplant, fast 24.000 Soldaten sah man vor. Tatsächlich reduzierte sich das Vorhaben sehr deutlich. Am Ende entstanden lediglich vier Abteilungen, die mobil an der Ostgrenze der Bundesrepublik eingesetzt werden sollten.

Die Aufstellung der Luftraumbeobachtungsabteilungen begann 1959. Der Fliegerhorst Goslar wurde zur Geburtsstätte aller Abteilungen, auch der süddeutschen. In der ersten Zeit arbeitete man nach dem Prinzip Auge/Ohr, also durch Einsatz der menschlichen Sinnesorgane von exponierten Feldstellungen aus.
Die Technik in Form von Radargeräten hielt erst ab 1971 Einzug in die Abteilungen. Zeitgleich wechselte die Bezeichnung in Tieffliegermeldedienst. 1978 erweiterte man das Einsatzkonzept der Trupps, um die Führung von Luftfahrzeugen per Sprechfunk. Danach wurde die Bezeichnung erneut angepaßt, nun hieß es Tieffliegermelde- und Leitdienst.
Ab 1977 sind für alle Radartrupps feste Dauereinsatzstellungen geschaffen worden. 1983 fanden die Baumaßnahmen mit der Stellung C1 auf dem Berg Schalke im Harz ihre Vollendung. In Niedersachsen standen nun sieben dieser DEST in nur 3 - 15 km Entfernung zur innerdeutschen Grenze.

Die Trupps des TMLD waren einheitlich ausgerüstet. Das Radargerät MPDR 30/1 mit 30 km Reichweite war auf dem LKW MAN 630 L2A montiert. Dazu gehörte ein Auswertewagen mit Kofferaufbau auf gleichem Fahrgestell. Später gab es das MPDR 45/1 mit 45 km Reichweite.
Im Folgenden die Auflistung aller norddeutschen TMLD-DEST. Sämtliche Einheiten gehörten zur IV./FmRgt 33 aus Faßberg.

Die Radarführung für Luftangriffsoperationen:
Die Bundesluftwaffe hatte nur in den ersten Jahren ihres Bestehens separate Kräfte für die Führung von Luftangriffsoperationen. Die US Air Force hielt dagegen für diesen Zweck bis zum Ende des Kalten Krieges eigene Verbände vor. Unter der Führung der 601st Tactical Control Wing aus Sembach (RLP) standen mobile Einheiten in der Bundesrepublik bereit. Ihre Hauptaufgabe war es, eigene Jagdbomber und Aufklärer beim Einsatz gegen Bodenziele zu führen.

Zeitlich passend zum stärkeren Engagement der USA in Norddeutschland, sind hier Mitte der 1970er Jahre vier neue Dauereinsatzstellungen bezogen worden. Das gesamte Equipment dieser Truppen war mobil, im Spannungsfall hätte man in vorerkundete Feldstellungen gewechselt.
Es wurden zwei Control and Reporting Posts mit je einem angehängten Forward Air Control Post eingerichtet. Im Weserbergland konnten dafür zwei vormalige Hawk-Stellungen übernommen werden, welche die niederländische Luftwaffe aus Kostengründen geräumt hatte. Im Elbe-Weser-Dreieck mußte man die Stellungen neu bauen.

Die CRP und FACP waren in die Radarführung integriert und an CRC zum Datenaustausch angeschlossen. Nachfolgend werden die norddeutschen Dauereinsatzstellungen und Einheiten aufgeführt:

  • CRP Basdahl - NATO-Rufzeichen: EDUCATE
    In Betrieb ab 03/1977 temporär in Bremerhaven, ab 1982 in Basdahl.
    606th TCS / 636th TCF, Truppenunterkunft: Bremerhaven.
    Radargerät: AN/TPS-43E - mobiles 3D-Radargerät, Reichweite ca. 450 km.
     
    • FACP Wanna - NATO-Rufzeichen: COMPOSE
      In Betrieb ab 03/1977 temporär in Bremerhaven, später in Wanna.
      626th TCF, Truppenunterkunft: Bremerhaven.
      Radargerät: AN/TPS-43E - mobiles 3D-Radargerät, Reichweite ca. 450 km.
       
  • CRP Bad Münder - NATO-Rufzeichen: CITRIC
    In Betrieb ab 04/1976.
    609th TCS / 619th TCF, Truppenunterkunft: Hessisch Oldendorf.
    Radargerät: AN/TPS-43E - mobiles 3D-Radargerät, Reichweite ca. 450 km.
     
    • FACP Schwelentrup (NRW) - NATO-Rufzeichen: BRAHMA
      In Betrieb ab 05/1976.
      629th TCF, Truppenunterkunft: Hessisch Oldendorf.
      Radargerät: AN/TPS-43E - mobiles 3D-Radargerät, Reichweite ca. 450 km.

Nach Ende des Kalten Krieges wurden recht zügig die Stellungen und Einheiten des TMLD aufgelöst. Auch die US Air Force zog bis 1992 ihre Radartruppen aus Norddeutschland ab.
Die CRC blieben dagegen sämtlich in Betrieb, eine Luftraumüberwachung war schließlich weiterhin nötig. Durch Einführung modernerer Technik konnten jedoch viele Stellungen auf Fernüberwachung umgestellt werden, damit war vor Ort nur noch wenig Personal erforderlich. Als Folge sind diverse Einheiten eingespart bzw. umstrukturiert worden.

 Zustand: 
In den bis in die Gegenwart genutzten Objekten sind die Einrichtungen entsprechend gut erhalten. Dagegen ist von den frühzeitig aufgelösten Stellungen oft kaum noch etwas erkennbar. Insbesondere ist es bei den kleinen TMLD-DEST nach einer Renaturierung teilweise schwierig, die Örtlichkeiten festzustellen.

 Zugang: 
Die noch aktiven Anlagen sind Militärischer Sicherheitsbereich, und dürfen somit nicht betreten werden. Auch die in Privatbesitz befindlichen Liegenschaften sind nicht zugänglich.

 Hinweis: 
Der Traditionsverein LRB-TMLD „Auge Ohr“ ist im Internet zu finden:
https://www.tmld.de
USArmyGermany.com berichtet ausführlich über die Radarführungsdienste in Deutschland:
https://www.usarmygermany.com/USAFE%20TACS.htm Englisch
Fotos:
Geräte:

Großraumradar
Markantes Radom einer ortsfesten Großraum-Radarstellung.

MPDR 30/1
Mobiles Radargerät MPDR 45/1.


Stellungen:

Visselhövede
Das Verwaltungs- und Betriebsgebäude der Stellung Visselhövede.

Gefechtsstand
In Visselhövede war der Gefechtsstand ein oberirdisches Bauwerk.

Brockzetel
Das Zugangsbauwerk zum unterirdischen Gefechtsstand in Brockzetel.

Funk-Empfangsanlage
Die Funk-Empfangsanlage der Stellung Visselhövede.

Trafostation
Trafostation zur Stromversorgung aus dem öffentlichen Netz in Visselhövede.

Richtfunk-Turm
Richtfunk-Turm der US-Stellung Bad Münder.

Feldstellung
Eine von der US Air Force genutzte Feldstellung auf dem TrÜbPl Altenwalde.

Die Stellungen der Radarführung - soweit auf der Karte darstellbar.
Blau: SOC, rot: CRC, gelb: TMLZ, orange: TMLD-DEST, grün: CRP & FACP.
Die Namen der Anlagen erscheinen, wenn man mit dem Mauszeiger darauf weist.

Karte Brockzetel Visselhövede Uelzen Basdahl Bad Münder Wanna Faßberg Goslar Sarenseck Wettendorf Almke Klein Vahlberg Schalke Pöhlde Mackenröder Spitze Niendorf Auenhausen Schwelentrup

Im Folgenden werden die niedersächsischen Liegenschaften der Radarführung vorgestellt.

SOC
Brockzetel SOC 1 Brockzetel
NATO-Rufzeichen: FLYFISH
Kampfführungsanlage BALDUIN
Heute: Teilbereiche weiterhin in militärischer Nutzung

Google-Maps:
SOC Brockzetel


CRC
Brockzetel CRC Brockzetel
NATO-Rufzeichen: ROUNDUP
Kampfführungsanlage BALDUIN
Heute: Teilbereiche weiterhin in militärischer Nutzung

Google-Maps:
CRC Brockzetel


Visselhövede CRC Visselhövede
NATO-Rufzeichen: SILVERCORK
Kampfführungsanlage LILLY
Heute: Teilbereiche weiterhin in militärischer Nutzung

Google-Maps:
CRC Visselhövede


RP
Uelzen RP Uelzen
NATO-Rufzeichen: UNITY
Kampfführungsanlage ULRIKE
Heute: landwirtschaftlich genutzt

Google-Maps:
RP Uelzen


TMLD
TMLZ B - Faßberg
NATO-Rufzeichen: PAPER MILL
In der Kaserne „Fliegerhorst Faßberg“
Heute: Kaserne weiterhin militärisch genutzt

Google-Maps:
TMLZ Faßberg


Sarenseck DEST B1 - Sarenseck
Heute: Privatbesitz

Google-Maps:
DEST Sarenseck


Wettendorf DEST B2 - Wettendorf
Heute: Richtfunkstation

Google-Maps:
DEST Wettendorf


Almke DEST B3 - Almke
Heute: landwirtschaftlich genutzt

Google-Maps:
DEST Almke


Klein Vahlberg DEST B4 - Klein Vahlberg
Heute: renaturiert

Google-Maps:
DEST Klein Vahlberg


TMLZ C - Goslar
NATO-Rufzeichen: CHICKEN FARM
In der Kaserne „Fliegerhorst Goslar“
Heute: Kaserne freigezogen, ungenutzt

Google-Maps:
TMLZ Goslar


Schalke DEST C1 - Schalke
Heute: renaturiert

Google-Maps:
DEST Schalke


Pöhlde DEST C2 - Pöhlde
Heute: Windenergiepark

Google-Maps:
DEST Pöhlde


Mackenrode DEST C3 - Mackenröder Spitze
Heute: forstwirtschaftlich genutzt

Google-Maps:
DEST Mackenröder Spitze


USA CRP
Basdahl CRP Basdahl
NATO-Rufzeichen: EDUCATE
Heute: gewerblich genutzt

Google-Maps:
CRP Basdahl


Bad Münder CRP Bad Münder
NATO-Rufzeichen: CITRIC
Heute: renaturiert, Richtfunkturm wird zivil genutzt

Google-Maps:
CRP Bad Münder


USA FACP
Wanna FACP Wanna
NATO-Rufzeichen: COMPOSE
Heute: gewerblich genutzt

Google-Maps:
FACP Wanna


Quellenangabe:
- Bundeswehr: Der Radarführungsdienst von 1959 bis 1989
- Lemke, Krüger, Rebhan, Schmidt: Die Luftwaffe 1950 bis 1970
- Bundeswehr: Fernmelderegiment 33
- Bundeswehr: Fliegerhorst Faßberg
- O. W. Dragoner: Die Bundeswehr 1989, Teil 3 - Luftwaffe
- Traditionsverein LRB-TMLD: https://www.tmld.de
- USArmyGermany.com: https://www.usarmygermany.com/USAFE%20TACS.htm
- Panzerbär: https://www.panzerbaer.de/helper/bw_lkw_05t_gl_man630_tmld-a.htm
 
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