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Rubrik: Munitionsproduktion Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Die Heeres-Munitionsanstalt (Bergwerk) Ahrbergen
 Bis 1945: 
Grundsätzliches über die Einrichtung von Munitionsanstalten in Bergwerken ist auf der Seite Heeresmuna (Bergwerk) Hänigsen in den ersten zwei Absätzen nachzulesen.

Am Südrand des Dorfes Ahrbergen begann für die Kalisalz-Förderung am 5. Februar 1908 der Bau der Schachtanlage „Fürstenhall“. Wegen widriger Umstände im Untergrund zog sich die Fertigstellung der Grube bis Ende 1913 hin. 1912 ist eine Eisenbahnverbindung nach Harsum errichtet worden. Untertage wurde die Anlage mit der benachbarten Schachtanlage Siegfried-Giesen auf der 750 m Sohle verbunden. Durch Einsparungsmaßnahmen wegen der schlechten Ertragslage ist im Jahre 1922 der Schacht Fürstenhall vorübergehend stillgelegt worden, die Förderung wurde über das Kaliwerk Siegfried-Giesen abgewickelt.
Am 1. Juli 1936 übergab die Burbach AG die Schachtanlage Fürstenhall unentgeltlich an die Wehrmacht, welche hier die Heeresmunitionsanstalt (Bergwerk) Ahrbergen einrichtete. 1937 begannen umfangreiche Baumaßnahmen im östlich angrenzenden Waldgebiet. Dort entstand auf rund 30 ha Fläche das Fertigungsgebiet der Anstalt. Dazu sind diverse Bauwerke errichtet worden, darunter fünf große Lagerhäuser, Munitionsarbeitshäuser, Wohnbaracken und verschiedene weitere Betriebs- und Versorgungsbauten. Auch die Gebäude des Schachtes wurden für die neue Aufgabe um- und ausgebaut. 1941 konnte das Werk endgültig fertiggestellt werden.
Die Produktpalette der Muna umfaßte hauptsächlich 8 cm Werfergranaten und 10 cm Panzergranaten.
Untertage sind auf der 550 und der 650 m-Sohle Lagerkammern für die Munition mit eine Gesamtkapazität von 10.000 t geschaffen worden. Bereits ab August 1938 begann hier die Einlagerung. Während der Betriebszeit kam es zu verschiedenen Explosionsunglücken sowohl untertage als auch im oberirdischen Bereich. Das schwerste ereignete sich am 28. Juni 1941. Direkt am Mundloch des Schachtes kamen dabei zwei Menschen ums Leben, weitere drei wurden verletzt.
Für die Errichtung und den laufenden Betrieb der Anlage sind mehrere hundert Fremd- und Zwangsarbeiter eingesetzt gewesen. An die vorhandenen Betriebsflächen angrenzend sind zur Unterbringung Baracken aufgestellt worden. Es sollen drei getrennte Lagerbereiche bestanden haben.
Am 9. April 1945 eroberten Verbände der US Army das Gebiet um Ahrbergen und besetzten auch die Munitionsanstalt.

 Ab 1945: 
Vereinbarungsgemäß wurde kurz nach Kriegsende die Muna von den Amerikanern an die Britische Armee übergeben. Zunächst ist von den Alliierten der Standort als Sammelpunkt für deutsche Kampfstoffmunition genutzt worden. Bis Ende 1946 ist diese zur Entsorgung wieder abtransportiert worden. Die im Schacht eingelagerten Munitionsbestände und Rohstoffe wurden geborgen und in umliegenden Steinbrüchen gesprengt. Im Rahmen der Entmilitarisierung demontierten die Alliierten die Fertigungs- und Fülleinrichtungen.
Das Schachtgelände ist bereits am 1. Januar 1947 wieder an die Burbach AG übergeben worden, die die Kaliförderung wieder aufnahm. Als letzter Ausbaustand ist bis zur Betriebseinstellung in den 1980er Jahren eine Tiefe von 1050 m erreicht worden.
Die Briten nutzten nach dem Krieg diverse Gebäude des Fertigungsgebietes für ein Bekleidungs- und Ausrüstungslager, bis sie 1957 die Liegenschaft an die Bundeswehr übergaben. Für die folgende Verwendung als Kaserne sind umfangreiche Umbaumaßnahmen durchgeführt worden. Das Areal wurde zweigeteilt. Die großen Lagerhäuser entlang der Eisenbahnstrecke bezog das Wehrbereichsgerätelager II, welches hier bis heute Mobiliar und Geräte für Bundeswehrdienststellen in ganz Niedersachsen bevorratet. Der Anstaltsbereich mit den Unterkünften und den kleineren Gebäuden ist als Truppenunterkunft verwendet worden. 1959 wurde hier das Instandsetzungsbataillon 410 aufgestellt, es blieb bis zur Auflösung Ende der 1990er Jahre Hausherr. Im Jahre 1965 erhielt die Liegenschaft den Namen Ohnacker Kaserne, 1966 wechselte die Verbandsbezeichnung von InstBtl 410 zum endgültigen InstBtl 1.
Mit der Truppenreduzierung nach Ende des Kalten Krieges kam auch das Aus für die Ohnacker Kaserne. Ende der 1990er Jahre zog die Truppe die Anlage frei, lediglich das WBGerLgr II blieb bestehen. Im geräumten Areal siedelten sich verschiedene gewerbliche Betriebe an, dazu ein Hotel, eine Werkstatt des Katastrophenschutzes und die Polizei.

 Zustand: 
Auf dem ehemaligen Schachtgelände sind mehrere Industriebauten aus der ursprünglichen Kali-Zeit in gutem Zustand erhalten. Im Fertigungsgebiet sind nahezu sämtliche Bauwerke der Muna aufzufinden. Sie sind durch die bis in die Gegenwart andauernde Nutzung ebenfalls gut erhalten, wurden aber teilweise umgebaut. Insbesondere die großen Lagerhäuser des heutigen Wehrbereichsgerätelagers sind noch recht original erhalten.

 Zugang: 
Die meisten Bereiche der ehemaligen Muna sind zugänglich. Das weiterhin von der Bundeswehr genutzte Gelände und die diversen Firmen- und Privatgrundstücke dürfen dagegen nicht betreten werden.

Blick aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Google Maps

Fotos:
Schachtgelände:

Fürstenhall
Das Haupttor zum Gelände von Schacht Fürstenhall

Schachthalle
Die große Schachthalle in gutem Erhaltungsstand

Maschinenhaus
Dieses heutige Wohnhaus war früher das Fördermaschinenhaus des Schachtes

Fertigungsgebiet:

Wohnheim
Das ehemalige Feldwebel-Wohnheim der Ohnacker-Kaserne

Sozialgebäude
Der Bauart nach das ehemalige Sozialgebäude

Werksgebäude
Eines der diversen Werksgebäude kleinerer Bauart

Gebäude
Das Gebäude wird gewerblich genutzt

KTS-Werkstatt
Dieses Betriebsgebäude wird derzeit von der KTS-Werkstatt genutzt

Bunker
Innerhalb des heutigen Gewerbegebietes ist diese halb erdversenkte Löschwasserzisterne zu finden

Karte
Maßstab

Quellenangabe:
- Niedersächsisches Umweltministerium: Gefährdungsabschätzung von Rüstungsaltlasten in Niedersachsen
 
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