Bis
1945:
Die Geschichte der einzelnen Lager des Stalag VI C ist in einigen Teilen
identisch, bzw. kann nicht nach den Standorten aufgeteilt werden. Grundsätzliches
ist deshalb auf der Seite Stalag
VI C Bathorn nachzulesen.
Knapp 3 km westlich von Dalum wurde ab Frühjahr 1938 ein Strafgefangenenlager
mit Platz für 1.500 Häftlinge errichtet. Strafgefangene sind hier jedoch
nicht mehr eingewiesen worden. Auch Dalum war von der kurzfristigen Verlegung
von zehn Baracken ins Saarland ab August 1938 betroffen, siehe dazu Ausführungen
auf der Seite über das Zweiglager Groß Hesepe. Bis zum Mai 1939 zog sich danach der Wiederaufbau des Lagers hin.
Im September 1939 übernahm das Wehrkreiskommando VI aus Münster
auch die Einrichtungen in Dalum. Der Standort wurde zu einem Kriegsgefangenenlager
umgewandelt. Organisatorisch ist es als Zweiglager dem Mannschaftsstammlager
(Stalag) VI C Bathorn unterstellt worden.
Hier in Dalum trafen als erstes Kriegsgefangene der Polnischen Armee
ein. Sie blieben nur kurzzeitig im Standort, bis sie in Arbeitskommandos
und andere Lager weiterverlegten. Im Sommer 1940 trafen französische
Gefangene ein. Die größte Gruppe stellten schließlich ab Herbst 1941
die Soldaten der Roten Armee, etwa 4.100 wurden registriert. Durch deren
völlig ungenügende Versorgung kam es im folgenden Winter zu sehr vielen
Toten. Beerdigt hat man sie auf einem Lager-eigenen Friedhof, der sich
gut einen Kilometer nördlich des Stalag befindet. Hierher sind auch die
Toten der anderen Standorte des Stalag VI C gebracht worden, bis man
dort teilweise eigene Friedhöfe angelegt hat. So entstand die hohe Zahl
der hier Beerdigten, der Friedhof wurde zum größten von allen Emslandlagern.
Bis zu 16.000 Tote sollen hier liegen, größtenteils in Massengräbern.
Bis zum Sommer 1942 ist das Lager von den Kriegsgefangenen
geräumt worden. Am 5. Juni 1942 übernahm die Luftwaffe die Liegenschaft
um hier ein Gerätelager einzurichten.
Im November 1944 begann in Dalum wieder eine Nutzung als Arbeitslager.
Ab dem 18. des Monats hat man zwischen 1.000 und 3.000 Zivilisten aus
Rotterdam hier eingewiesen. Sie sind aus ihrer Heimatstadt deportiert
worden, um als Zwangsarbeiter in Deutschland beschäftigt zu werden. Man
hat sie nun eingesetzt, um Teile der Verteidigungslinie „Friesenwall“
aufzubauen. Dabei wurden Panzergräben und Stellungssysteme ausgehoben.
Der Friesenwall sollte mehrere gestaffelte Stellungslinien und Riegel
umfassen. Westlich der Lager war die „Nordsüd-Kanal-Stellung“ und östlich
die „Ems-Rhein-Stellung“ vorgesehen. Ende Dezember wurden die Niederländer
in andere örtliche Zwangsarbeiterlager verlegt.
Ihnen folgten ab 3. Januar 1945 rund 1.000 Häftlinge aus dem Konzentrationslager
Neuengamme. Es handelte sich dabei überwiegend um Widerstandskämpfer
aus Skandinavien, insbesondere aus Dänemark. Neuengamme richtete nach Versen nun
auch in Dalum ein Außenkommando ein, beide Standorte zusammen waren mit
insgesamt 2.500 Häftlingen belegt. Durch die körperlich sehr schwere
Arbeit, verbunden mit unzureichender Ernährung und den harten Wetterbedingungen
des Winters, gab es zahlreiche Todesfälle. Die Sterblichkeitsrate war
höher als in Neuengamme selbst. Innerhalb von fünf Monaten verstarben
566 Gefangene in diesem Außenkommando.
Am 24. März 1945 begann die Evakuierung der Häftlinge aus dem Lager Dalum
Richtung Osten. Die Gehfähigen mußten zu Fuß nach Cloppenburg marschieren.
Die Kranken wurden nach Versen gebracht, um von dort schließlich mit
der Eisenbahn auch nach Cloppenburg weitergeleitet zu werden. Von dort
gingen die Verlegungen weiter über das Außenkommando
Farge zum KZ-Auffanglager Sandbostel.
Im April 1945 erfolgte schließlich die Einnahme Dalums durch kanadische
Truppen.
Ab 1945:
In der Nachkriegszeit sind frühzeitig nahezu sämtliche Spuren des ehemaligen
Stalag beseitigt worden. Lediglich die auch in verschiedenen anderen
Standorten noch erhaltene Trafostation blieb stehen.
Zustand:
Neben der erhaltenen Transformatorenstation sind bemerkenswerterweise
die drei Pfosten des Haupttores aufzufinden. Ansonsten verschwanden
auf der früheren Lagerfläche inzwischen alle weiteren Spuren.
Zugang:
Das Gelände des ehemaligen Gefangenenlagers ist frei zugänglich.
Hinweis:
Das Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager ist im Internet
zu finden:
https://diz-emslandlager.de |
Blick
aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Fotos:

Die frühere Trafostation des Lagers.

Die drei Pfosten des Haupttores blieben erhalten.
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