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Rubrik: Munitionsproduktion Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Die Heeres-Munitionsanstalt (Bergwerk) Hänigsen
 Bis 1945: 
Die Regierung des III. Reiches erkannte schon weit vor Beginn des II. Weltkrieges, daß das Zusammentreffen einiger Faktoren gute Voraussetzungen bot, Munitionsanstalten in stillgelegten Bergwerken einzurichten. Durch den Niedergang der Bergbauindustrie waren genügend ungenutzte Anlagen übernahmebereit, außerdem standen arbeitslos gewordene Arbeitskräfte in der Umgebung der Bergwerke in größerer Zahl zur Verfügung. Ein weiterer Vorteil untertägiger Produktion war der oberirdisch wesentlich geringere Platzbedarf als bei einer herkömmlichen Muna, daraus ergab sich zusätzlich ein guter Schutz gegen Feindeinwirkungen und Aufklärung.
Bereits 1934 gab es Versuche, die die Eignung der Untertageanlagen für die Munitionslagerung feststellen sollte. Daraus ergab sich die Erkenntnis, daß Kalisalzflöze für die Einlagerung von Munition aufgrund der mittelbaren Ätzwirkung nicht geeignet sind, das Deponieren in Hart- und Steinsalzkammern dagegen ohne schädliche Auswirkungen sei. Als Folge der Untersuchungen sind die ersten stillgelegten Bergwerke bereits Mitte der 1930er Jahre vom Oberkommando des Heeres übernommen und ausgebaut worden.
Nach der Entdeckung umfangreicher Kailvorkommen ist im Jahre 1905 mit der Einrichtung der Schachtanlage „Riedel“, nördlich der Ortschaft Hänigsen, begonnen worden, 1909 nahm das Werk die Förderung auf.
Ab 1938 errichtete die Wehrmacht knapp 2 km nördlich des Schachtgeländes eine Munitionsproduktionsstätte, die Bezeichnung lautete „Heeresmuna Waldlager“. Auf halber Strecke zwischen den Bereichen entstand ein Barackenlager für die Arbeitskräfte der Munitionsanstalt, das „Lager Celler Weg“. Der Fertigungsbereich und die Schachtanlage wurden über Gleisanschlüsse der Burgdorfer Kreisbahn miteinander verbunden. Im übertägigen Produktionsgebiet sind Kartuschen befüllt und Geschosse fertiggestellt worden. Im Schacht „Riedel“ hat man auf der 650 m- und der 750 m-Sohle zahlreiche Munitionskammern in das Gestein gesprengt. Hier ist ab 1941 die hergestellte Munition eingelagert worden. Später wurden wegen der Gefährdung durch alliierte Bombenangriffe die Produktionsanlagen ebenfalls in die Stollen verlegt. Ab 1944 hat die Wehrmacht untertage auch Kampfstoffmunition deponiert.
Im April 1945 besetzten alliierte Truppen die Betriebsteile der Muna Hänigsen.

 Ab 1945: 
Nach Ende des Krieges begannen die Briten mit der Entmilitarisierung und Demontage der Muna. Die 76th Depot Control Company war für die Bergung der eingelagerten Kampfmittel zuständig, sie wurde mit den gleichen Aufgaben auch bei den Munitionsanstalten (Bw) Godenau und Volpriehausen tätig. Die konventionelle Munition ist in kleinen Chargen auf umliegenden Sprengplätzen vernichtet worden. Die Kampfstoffmunition wurde abtransportiert und später, zusammen mit Beständen anderer Lager, in der Nordsee und der Ostsee versenkt. Während der Munitionsbergung kam es am 18. Juni 1946 auf der 650 m- und der 750 m-Sohle zu einem schweren Explosionsunglück, bei dem insgesamt rund 11.000 t Munition detonierten, 80 Tote waren zu beklagen. Bis zum Juni 1947 wurde der Abtransport von Kampfstoffmunition weitergeführt, es blieben aber in den nach dem Unglück teilweise schwer beschädigten Bereichen zahlreiche Explosivstoffe im Untergrund. 1948 sind diese mit Munition belasteten Stecken und Kammern verschlossen worden.
Bis in den Sommer des Jahres 1950 hat man weitere Aufräumungsarbeiten durchgeführt, da eine Wiederaufnahme der Kaligewinnung bevorstand. Von 1950 bis 1996 ist der Kali- und Steinsalzabbau durch die „Kali und Salz AG“ ausgeführt worden. Mit der Endabbaustufe bei einer Teufe von 1525 Metern, gemessen ab Schachtansatzpunkt, gilt der Schacht „Riedel“ als das tiefste Kaliwerk der Welt. Heute laufen Untersuchungen, im ehemaligen Steinsalzbergwerk eine untertägige Deponie für Sonderabfälle einzurichten.
Das Fertigungsgebiet „Waldlager“ ist in der Nachkriegszeit zu einem Gewerbestandort umgewandelt worden. Am Ostrand wurde ab 1951 eine Schienenverbindung zur weiter nördlich gelegenen Schachtanlage „Niedersachsen“ gebaut, die zum gleichen Kali-Konzern gehört. Dafür hat man den Zaun des Werksgeländes versetzt, heute sind deshalb auch noch an der Ostseite des Gleises Zaunpfähle erkennbar.

 Zustand: 
Im Bereich des Schachtes „Riedel“ sind einige historische Bauten in gutem Zustand erhalten. Im Fertigungsgebiet sind die meisten Gebäude noch vorhanden, einige verfallen aber zusehends. Das ehemalige „Arbeitslager Celler Weg“ verfügt noch über gut erhaltene Massivbaracken.

 Zugang: 
Das Fertigungsgebiet und die Schachtanlage dürfen nicht betreten werden. Die Bereiche sind aber von außen einsehbar.

Blick aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Google Maps

Fotos:
Schachtanlage Riedel:

Gesamtansicht
Gesamtansicht aus Richtung Westen

Förderturm
Der Förderturm, links das Maschinenhaus.

Haupttor
Das Haupttor

Werksgebäude
Werksgebäude am Ostrand

Fertigungsgebiet „Muna Waldlager“:

Fertigungsgebiet
Die Einfahrt zum Fertigungsgebiet

Munitionsarbeitshäuser
Munitionsarbeitshäuser am Ostrand des Geländes

Arbeitshaus
Arbeitshaus

Gebäude
Weiteres Gebäude

Arbeitslager „Celler Weg“:

Arbeitslager
Erhaltene Baracken im Arbeitslager

Karte
Maßstab

Quellenangabe:
- Niedersächsisches Umweltministerium: Gefährdungsabschätzung von Rüstungsaltlasten in Niedersachsen
 
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