Bis
      1945:  
      Die offizielle Bezeichnung der hier vorgestellten Anlage lautete Heeres-Nebenmunitionsanstalt
      Hannover. Die Liegenschaft befindet sich im heutigen Stadtteil Misburg-Nord.
      Zu Zeiten der Einrichtung des Depots lag Misburg außerhalb der Stadtgrenze
      von Hannover. Erst 1974 erfolgte die Eingemeindung. 
      Gebräuchlich waren die Kurzbezeichnungen Muna Hannover und Muna Misburg.
      Über Nebenmunitionsanstalten liegen eher wenige Angaben vor. Oftmals ist vor Ort nicht bekannt, daß dortige Munitionsdepots in diese Kategorie fallen. Heeres-Nebenmunitionsanstalten sind Dienststellen der Feldzeugtruppe des Heeres der Wehrmacht gewesen. Aufgabe der Feldzeugtruppe war die Bereitstellung von Ausstattung und Nachschub für die zugeordneten Verbände und Einheiten. Die Aufstellung dieser Dienststellen erfolgte im Rahmen der allgemeinen Aufrüstung des III. Reiches ab 1934. 
Jedem Wehrkreiskommando unterstand ein Feldzeugkommando. Diesem nachgeordnet gab es ein Heeres-Zeugamt (HZa), in einigen Fällen auch derer zwei. Auf der nächsten Hierarchiestufe standen mehrere Heeres-Nebenzeugämter (HNZa). In den Jahren vor dem II. Weltkrieg sind in kurzer Zeit viele Verbände der Wehrmacht neu gebildet worden. Neben den aktiven Einheiten kamen zahlreiche mobilmachungsabhängige hinzu. Die Bereithaltung und Pflege der Ausstattung dieser nicht aktiven Truppen war die Hauptaufgabe der Zeug- und Nebenzeugämter. Zur Einlagerung von Waffen, Gerät und  Fahrzeugen entstanden Gerätelager in diversen Orten, oft in angemieteten Objekten. Zur Deponierung der vorzuhaltenden Munition wurde für fast jedes HZa und HNZa eine Heeres-Nebenmunitionsanstalt (HNMa) aufgebaut, in dieser Konstellation intern bezeichnet als „Typ b“. Für den Bedarf der aktiven Verbände gab es im Umfeld derer Garnisonen weitere Truppen-Munitionsniederlagen (TrMunNdlg). Oftmals entstanden HNMa durch Ausbauten von bestehenden TrMunNdlg. Die Aufgaben der Munitionsniederlage für die aktiven Truppenteile führte die Nebenmuna dann vermutlich fort. 
Nach der Mobilmachung der Wehrmacht zum Beginn des II. Weltkrieges wechselte die Aufgabe von HZa und HNZa. Nun sind fortlaufend neue Truppen aufgestellt worden. Die Ausrüstung dieser Verbände war jetzt die Hauptaufgabe der Ämter. 
      Die Heeres-Nebenmunitionsanstalten verfügten meist über recht wenige Lagerbauten auf unter 10 ha Grundfläche. Es gab aber auch eigenständige größere HNMa mit anderen Aufgaben, die direkt den Feldzeugkommandos unterstanden, interne Bezeichnung: „Typ a“. Eine Herstellung oder Befüllung von Kampfmitteln wurde in den Objekten nicht durchgeführt. Es ist ausschließlich gelagert worden. 
        Die Bauarten der Munitionshäuser variieren. Man findet die für die Deponierung von Munition gängigen massiven Munitionsbunker mit Erdüberdeckung. Aber auch ungeschützte freistehende gemauerte Lagerhäuser waren verbreitet. 
        Auffällig ist die in fast allen Fällen fehlende Anbindung an die Eisenbahn. Zur damaligen Zeit fand der größte Teil aller Transporte auf der Schiene statt. Reguläre Munitionsanstalten hatten daher immer einen Gleisanschluß bis in die Liegenschaft. Bei den Nebenmunitionsanstalten gab es das kaum. Für den Umschlag von Munition in größerer Stückzahl war das sicherlich ein einschränkender Faktor.       
      Nachdem die Nationalsozialisten 1933 die Macht in Deutschland
        ergriffen hatten, begannen sie umgehend mit der massiven militärischen
        Aufrüstung des Landes. Hannover war stets eine wichtige Garnison, nun
        folgte ein weiterer bedeutender Aufwuchs. In der Stadt ist das Generalkommando
        XI aufgestellt worden, mit Sitz in der heutigen Kurt-Schumacher-Kaserne.
        Ihm unterstand für logistische Aufgaben das Feldzeugkommando Hannover,
        das ein Gebäude in der Hohenzollernstraße bezog. Diesem nachgeordnet
        richtete man in den Kasernen am Waterlooplatz das Heeres-Zeugamt Hannover
        ein. 
        Aufgabe des Zeugamtes war die Bereitstellung von Ausstattung und Nachschub
        für die Heerestruppen im Wehrkreis XI. Dazu mußten diverse Lager betrieben
        werden. Eine Komponente stellte die Bevorratung von Munition dar. Für
        diesen Zweck sind Heeres-Nebenmunitionsanstalten aufgebaut worden. In
        den meisten Fällen führten Nebenzeugämter diese Nebenmunas. In der Stadt
        Hannover fehlt die Zwischeninstanz. Das Zeugamt ließ eine HNMa aufbauen,
        die ihm unmittelbar unterstellt war. 
      Über den Standort der Nebenmuna Hannover gab es Verwirrungen.
        Sie wurde fälschlich teilweise einer früheren militärischen Liegenschaft
        am Ostrand des Waldes Seelhorst zugeordnet. Dort gab es tatsächlich ab
        1868 ein Pulverlager, schon im Folgejahr begann der Ausbau zu einer Munitionsanstalt.
        Nach dem I. Weltkrieg ergab sich aber eine deutliche Reduzierung der
        Aktivitäten, bis 1930 hat man einige Bauwerke wieder abgerissen. 
        Das Objekt konnte ab 1937 vom Heeres-Zeugamt Hannover genutzt werden.
        Ergänzend zu den vorhandenen, sind diverse weitere Lagerhäuser errichtet
        worden. Für die Einrichtung eines Munitionslagers war die Liegenschaft
        nicht geeignet, aufgrund der Gefährdung des Umfeldes durch die brisante
        Einlagerung. Man wählte dafür eine abgeschiedene Lage im großen Misburger
        Wald, vom Zentrum Hannovers 8 km in nordöstlicher Richtung entfernt. 
      Das Gelände der HNMa Hannover hatte bereits ab 1900 eine gewisse
        militärische Vornutzung. Im Stadtteil Vahrenwald befand sich zwischen
        Husarenstraße und Dragonerstraße das Militärreitinstitut Hannover. Dieses
        richtete an der Position im Misburger Wald ein Gehege für Wildschweine
        ein, um im Rahmen der Reiterausbildung Jagden durchzuführen. Die Wege
        durch die Nebenmuna tragen heute den Namen „Am Alten Saupark“. 
        Etwa 1936 begann der Aufbau der Heeres-Nebenmunitionsanstalt Hannover.
        Das Objekt dehnte sich über rund 12 ha Grundfläche
        aus. Im Süden siedelte man die Haupteinfahrt mit Wache und Funktionsgebäuden
        an. Anschließend folgte am Südwestrand ein großes Lagerhaus mit 500 m²
        Nutzfläche. Es diente hauptsächlich zur Aufbewahrung von Verpackungen
        für Munition, daher auch Packmittelschuppen genannt. Weiter Richtung
        Nordwesten durchziehen drei Wege das Areal, an denen die etwa 10 Munitionshäuser
        (MH) errichtet wurden. Soweit durch Luftbilder aus verschiedenen Epochen
        erkennbar, sieht man 6 MH 200 m² und 4-5 MH 50 m². 
        Wie oben schon erwähnt, fehlte in den meisten HNMa ein Gleisanschluß,
        so auch hier. Die vorgegebene Frachtstation war der Güterbahnhof Misburg.
        Dorthin mußten knapp 5 km Straßenfahrt zurückgelegt werden. 
        Im Depot wurde ab 1938 Munition eingelagert. Nach Kriegsbeginn sollen
        zwei zusätzliche Holzschuppen für Munition der Luftwaffe aufgestellt
        worden sein. 
      Über den Betrieb der Nebenmuna in den Kriegsjahren liegen
        keine weiteren Angaben vor. Es bestand für das Objekt aber fortwährend
        eine größere Gefahr durch Bombenangriffe auf Hannover. Insbesondere die
        nur 2 km südlich nebeneinander liegenden bedeutenden Raffinerien Deurag
        und Nerag sind öfter das Ziel von Bombardierungen gewesen. Es gab aber
        keine direkten Treffer auf die HNMa. 
        Am 10. April erreichten Truppen der 84th Infantry Division der US Army
        Hannover und besetzten die Stadt. Damit endete auch für Misburg der Krieg. 
       Ab 1945:  
        Da die Gegend in der britischen Besatzungszone lag, übernahm kurz nach
        Kriegsende die British Army vereinbarungsgemäß die Verwaltung. In der
        Nebenmuna Hannover mußten zunächst die militärischen Einlagerungen,
        insbesondere vorhandene Munitionsbestände, abtransportiert werden. 
      Viele Hannoveraner hatten als Folge der Bombenangriffe ihr
        Obdach verloren. Außerdem erfolgte in der ersten Nachkriegszeit ein starker
        Zustrom von Heimatvertriebenen aus den ehemals deutschen Ostgebieten
        nach Westdeutschland. Das führte hier zu einem gravierenden Mangel an
        Wohnraum. Man zog nun alle verfügbaren Bauten für die Unterbringung von
        Flüchtlingen heran. Dabei wurden schon bald auch die Gebäude im hiesigen
        Munitionsdepot entsprechend belegt. Die Innenräume der Munitionshäuser
        trennte man mit Zwischenwänden auf mehrere Wohnungen auf, um in beengten
        Verhältnissen Familien provisorisch einquartieren zu können. Die frühere
        Nebenmuna ist zu der Zeit als Flüchtlingslager Misburg bezeichnet worden. 
        Bei den Bombardierungen kam es in Misburg zur Zerstörung der zwei Volksschulen.
        1945 und 1946 konnten als Ersatz provisorische Möglichkeiten im örtlichen
        Jugendheim, und in einer umgesetzten Holzbaracke des früheren KZ-Außenlagers
        Misburg herangezogen werden. 1948 entstand auch in der Nebenmuna eine
        Schule. Das größere massiv gebaute Lagerhaus mit 500 m² beherbergte fortan
        die sogenannte Waldschule. Immerhin 550 Schüler bekamen hier Unterricht. 
      Im Laufe der Jahrzehnte reduzierte sich die Anzahl der genutzten
        Bauten in der Liegenschaft. 1952 konnte im Ort Misburg die erste neu
        aufgebaute Volksschule eröffnen, 1955 folgte die zweite. Damit entfiel
        der Bedarf für das Provisorium der Waldschule. Bis 1958 konnte die meisten
        Bewohner aus den Provisorien in neuen Wohnraum innerhalb von Misburg
        umgesiedelt werden. Später folgte der Abriß einzelner Baracken. Aber
        noch heute finden frühere Munitionshäuser Verwendung als Wohnraum. Im
        Jahr 2023 fand eine größere Abrißaktion statt, bei der auch die Bauten
        an der Haupteinfahrt geschleift worden sind. Gegenwärtig stehen von der
        ehemaligen Heeres-Nebenmunitionsanstalt noch drei Lagerhäuser und dahinter
        je ein länglicher Schuppen. 
       Zustand:  
        Das Gelände der Nebenmuna im Misburger Wald zeigt heute nur noch wenige
        historische Spuren, die aber sehenswert sind. Da andernorts Objekte
        der Kategorie Heeres-Nebenmunitionsanstalt überwiegend restlos beseitigt
        wurden, lohnt sich ein Blick auf die Bauten in Hannover. 
       Zugang:  
      Das Gelände ist als Naherholungsgebiet frei begehbar, natürlich ausgenommen
      die Privatgrundstücke. | 
    Blick
      aus der Vogelperspektive mit Google Maps: 
       
       
      Fotos: 
        
        Hier befand sich die Haupteinfahrt zur HNMa Hannover. 
        
        Rechts vom Tor standen Wache und Betriebsgebäude, sie sind 2023 abgerissen
        worden. 
        
        Nahe der Haupteinfahrt liegt diese Splitterschutzzelle. 
        
        Das Wegenetz durch die HNMa ist zum Teil befestigt. 
        
        Eines von drei noch erhaltenen historischen Munitionshäusern. 
        
        Ein weiteres MH mit 200 m² Nutzfläche. 
        
        Dahinter ein Schuppen. 
        
        Von den abgerissenen Munitionshäusern blieben Freiflächen im Wald. 
        
        Links des Weges stand hier ein Lagerhaus mit 500 m² Nutzfläche. Nach
        dem Krieg für einige Jahre Heimat der Waldschule. 
        
        Abgeräumte Fläche am Nordrand. 
        
        Der Art nach könnte dies eine Zisterne gewesen sein, es sind allerdings
        keine Anschlüsse erkennbar. 
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