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Rubrik: Fabrikationsanlagen Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Carl F. W. Borgward - Außenwerk Ottersberg
 Bis 1945: 
Die Werksgelände des Automobilkonzerns Carl Borgward in Bremen-Hastedt und -Sebaldsbrück sind im Krieg häufig intensiv bombardiert worden. So wurde eine Auslagerung von Produktionsstätten durchgeführt, um die Rüstungsproduktion relativ ungefährdet weiterführen zu können. Borgward fertigte für die Wehrmacht unter anderem LKW, Halbketten-Zugkraftwagen und -Schützenpanzer 3to.

Die Herstellung von Achsen und Getriebeteilen war bereits nach Delmenhorst ausgelagert. Als nächstes folgte im Winter 1943/44 die Verlagerung von Teilen der Motorenproduktion in das sogenannte „Außenwerk Ottersberg“.
Dieses war in kürzester Zeit mit einfachen Mitteln bei der Ortschaft Nadah im Bierdener Wald errichtet worden. In einem Halbkreis baute man sechs Werkshallen, die etwa 40 m lang, 12 m breit und 3 m hoch waren. Zunächst wurden Betonfundamente gegossen. Die Hallen 1, 2, 3 und 6 sind dann in Massivbauweise fertiggestellt worden, die Hallen 4 und 5 dagegen in einfacher Holzbauweise. Die beiden Holzbauwerke wurde seitlich durch Erdwälle geschützt. Weiterhin entstanden eine Trafostation, ein Kompressorhaus und ein Magazin. Am Nordrand des Werks baute man eine Baracke für den Werkschutz und ein Waschhaus.
Das Projekt wurde unter der Leitung der Organisation Todt größtenteils durch Fremd- und Zwangsarbeiter durchgeführt, die mit Bussen aus Bremen herangefahren worden sind.

Nach der Fertigstellung vollzog die Werksleitung in kurzer Zeit die Verlagerung der Produktionseinrichtungen vom rund acht Kilometer entfernten Sebaldsbrück nach Nadah, so daß kaum Verzögerungen in der Serienfertigung eintraten. Bohrmaschinen, Drehbänke, Fräsen und andere schwere Maschinen sind aus der Sebaldsbrücker Halle 3 abgezogen worden. Sie dienten zur Bearbeitung der Grauguß-Motorengehäuse. Mit aus Delmenhorst angelieferten Kurbel- und Nockenwellen konnte schließlich in Nadah die Endmontage der Motoren durchgeführt werden. Die halbkreisförmige Anordnung der Hallen entsprach dafür den einzelnen Arbeitstakten der Serienfertigung. Gebaut wurden 3,8 l Ottomotoren und 5 l Dieselmotoren für LKW. Auch ein 2,3 l Ottomotor für den schweren Sprengladungsträger B IV wurde hier gefertigt, später erhielt dieser aber auch den 3,8 l-Motor.

Das aus den Bremer Borgward-Werken stammende deutsche Personal wurde täglich mit LKW zum Außenwerk gebracht. In Nadah arbeiteten auch zahlreiche russische Zwangsarbeiter. Für sie hat man bei Halle 6 eine „Ostarbeiter“-Baracke errichtet. Hier mußten die Kräfte unter mangelhaften hygienischen Verhältnissen und unzureichend versorgt leben. Bemerkenswerterweise war das Außenwerk nicht eingezäunt, so wurden die Zwangsarbeiter vermutlich nachts in ihrer Baracke vom Werkschutz eingeschlossen.

Die Verlagerung der Fertigung nach Ottersberg erbrachte zumindest eine Sicherheit vor den Bomben, das Außenwerk wurde nie angegriffen. Am Abend des 24. April 1945 endete für Nadah der II. Weltkrieg mit der Besetzung des Gebietes durch die britische Armee.

 Ab 1945: 
Nachdem Borgward in Bremen Ende der vierziger Jahre die Produktion von LKW mit Teilen aus Restbeständen wieder aufgenommen hatte, wurden im Außenwerk Ottersberg, ebenfalls aus Restbeständen, zumindest für kurze Zeit auch wieder Motoren montiert.
In den folgenden Jahren ist die gesamte Anlage abgerissen worden. Das Gelände befindet sich heute in forstwirtschaftlicher Nutzung.

 Zustand: 
Heute sind nur noch sehr wenige Spuren erkennbar. Vereinzelt lassen sich Trümmerreste finden; Reststücke eines Betonfundaments sowie ein Einmann-Bunker zeugen von der Vergangenheit.

 Zugang: 
Der Wald ist frei begehbar.

Blick aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Google Maps

Fotos:

Hauptzufahrt
Am Ort der früheren Hauptzufahrt. Der Weg führt geradeaus ins Werk, links steht eine Splitterschutzzelle für den Pförtner.

Splitterschutzzelle
Die Einmann-Splitterschutzzelle aus der Nähe

Betonsockel
Betonsockel des Kompressorhauses

Trafostation
Mauerwerk der Trafostation

Vertiefungen
Vertiefungen im Fundament der Trafostation

Halle 3
Hier ist das Betonfundament von Halle 3 erkennbar

Halle 4
Standort der hölzernen Halle 4

Erdwall
Ein schützender Erdwall von Halle 4
Mühle
Auf dem Areal der Mühle Böschen wurde in einer Baracke die Kantine der Organisation Todt eingerichtet

Karte
Maßstab

Quellenangabe:
- Axel Köhler: Der Arbeitseinsatz von KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern in der Spätphase des Zweiten Weltkrieges am Beispiel des heutigen Landkreises Verden
- A. Brede
 
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