Bis
1945:
Allgemeines über die Aufgabe von Tanklagern der Luftwaffe ist auf der Seite
über das Lufttanklager
Ehmen nachzulesen.
Die Stadt Preußisch Oldendorf liegt im Bundesland Nordrhein-Westfalen. Das hier
vorgestellte Depot befindet sich auf der Grenze zu Niedersachsen. Der
Grenzverlauf wird angepaßt, damit befindet sich künftig die gesamte Liegenschaft
in Nordrhein-Westfalen, doch dazu weiter unten mehr.
Der Baubeginn für das Lufttanklager Preußisch Oldendorf erfolgte
Ende der 1930er Jahre. Westlich des Ortes wurde ein knapp 40 ha umfassendes Gelände angekauft. Das Gebiet liegt am Hang des Höhenzuges Egge.
Am Nordrand des Areals wurde der Wirtschaftsbereich errichtet. Hier hinter
dem Haupttor standen Verwaltungs- und Sozialgebäude. Am Südrand lag der
Betriebsbereich. Dort waren Lagergebäude und die Umschlaganlage für Kesselwaggons
angesiedelt. Zwischen diesen Bereichen standen die Behältergruppen mit
den erdversenkten Treibstofftanks. Mindestens zwei, evtl. drei solcher
Gruppen waren vorhanden.
Das Tanklager war über ein Anschlußgleis zum Bahnhof Preußisch Oldendorf
mit dem Eisenbahnnetz verbunden. Darüber konnte in der Aufbauphase der
Materialtransport gedeckt werden. Auch später, für den laufenden Betrieb
des Depots, war die Nutzung von Eisenbahn-Kesselwaggons unerläßlich.
Die Streckenführung des Anschlußgleises war wegen des Höhenunterschiedes
etwas problematisch. Als Lösung hat man ein Stumpfgleis weit Richtung
Westen gelegt. Dort mußten die Rangierabteilungen hineinfahren um dann
entgegengesetzt über Weichen in die Verladegleise zu fahren. Das schmale
westliche Stück der Liegenschaft diente ausschließlich diesem Zweck.
Eben dieser Bereich ist der bislang niedersächsische Teil des Tanklagers.
Auch zum Wasserstraßennetz wurde eine Verbindung gebaut. Gut 4 km nördlich
verläuft der Mittellandkanal. Dort, bei der Ortschaft Getmold, wurde
ein Ölhafen geschaffen. Hier konnten die Treibstoffsorten von und auf
Binnentankschiffe verladen werden. Eine Rohrleitung verband den Hafen
mit dem Lufttanklager.
Die Betriebsaufnahme der Anlage soll erst nach Beginn des
II. Weltkrieges stattgefunden haben. Bis zum Ende des Krieges kam es
zu keinen Zerstörungen durch alliierte Bomber oder die abziehende Wehrmacht.
So besetzt die Britische Armee im April 1945 eine intakte Anlage.
Ab 1945:
Die British Army nutzte das Tanklager nach Kriegsende einige Jahre für
den eigenen Bedarf. Anfang der 1950er Jahre kam aber das Aus. Nun folgte
der Abbau der Einrichtungen. Am Ende stand die Sprengung der Betontanks.
In der nächsten Zeit bemühte sich die Stadt Preußisch Oldendorf um die
Umwandlung des Geländes in ein Gewerbegebiet. Dieses scheiterte letztendlich
daran, daß über die Pachtforderungen der staatlichen Finanzbehörde keine
Einigung herbeigeführt werden konnte.
Nach Aufstellung der Bundeswehr entschloß sich diese, die
Liegenschaft wieder in eine militärische Nutzung zu überführen. Anfang
der 1960er Jahre wurde das Gelände für die neue Aufgabe hergerichtet.
Im nördlichen und mittleren Bereich wurde das Korpsdepot 155 aufgebaut.
Es unterstand dem Nachschubkommando 1 in Rheine (NRW). Seine Hauptaufgabe
war die Bevorratung von Treibstoffen. Allerdings wurde dafür nicht auf
die alte Infrastruktur zurückgegriffen. Die früheren Treibstoffbehälter
waren ohnehin sämtlich zerstört worden. In Korpsdepots war die Lagerung
von Treibstoffen in verlegbaren Stahltanks üblich. Zur geschützten Unterstellung
dieser Behälter wurden offene Hallen errichtet. Der Boden dieser Bauten
wurde abgesenkt ausgeführt, um auslaufende Treibstoffe auffangen zu können.
Über die Aufgabe und Dislozierung der Korpsdepots berichtet eine weitere
Seite.
Im südlichen Bereich der Liegenschaft entstand ein Mobilmachungsstützpunkt.
In diesem wurde Gerät und Ausrüstung von Verbänden eingelagert, die erst
im Mobilmachungsfall aktiviert worden wären. Das Personal solcher Truppen
bestand fast ausschließlich aus Reservisten.
Die Truppengattung und Bezeichnung der Einheiten in diesem Mob-Stützpunkt
unterlag im Laufe von dreieinhalb Jahrzehnten Dienst während des Kalten
Krieges einigen Veränderungen. Ein Blick auf die 1980er Jahre, der Zeitraum
der Heeresstruktur 4, zeigt für Preußisch Oldendorf folgende Belegungen:
Zum einen war hier das Jägerbataillon 76 (GerEinh) eingelagert. Dieser
Verband unterstand als Divisionstruppe direkt der 7.
Panzerdivision aus Unna (NRW). Das Bataillon wäre im Verteidigungsfall von der Division als
flexible infanteristische Reserve eingesetzt worden.
Daneben ist hier auch das Feldersatzbataillon 130 (GerEinh) beheimatet
gewesen. Dieses unterstand dem I.
Korps in Münster (NRW). Das FErsBtl 130 hätte im Verteidigungsfall den Personalersatz
für Korpstruppen gestellt, schwerpunktmäßig zunächst für das Nachschubkommando
1 in Rheine-Gellendorf (NRW), ab 1985 für das Pionierkommando 1 in Minden
(NRW).
Nach Ende des Kalten Krieges entfiel in den 1990er Jahren
der Bedarf der Bundeswehr an dem Standort. 1998 ist der Mob-Stützpunkt
geschlossen worden, ein Jahr später folgte die endgültige Aufgabe des
gesamten Standortes. Danach bemühte sich die Stadt Preußisch Oldendorf
darum, das Gelände als Gewerbegebiet nutzen zu können. Dieses zog sich
über mehrere Jahre hin.
Im Zuge einer Vermarktung der Flächen hat die Stadtverwaltung angeregt,
die gesamte Liegenschaft in das Land Nordrhein-Westfalen einzugliedern,
also ein kleines Stück Niedersachsen zu übernehmen. Inzwischen wurde
auch von niedersächsischer Seite das Projekt befürwortet, da eine sinnvolle
Verwendung für Niedersachsen allein nicht möglich wäre. So wird nun ein
Staatsvertrag zwischen beiden Bundesländern angestrebt, mit dem die Fläche
von etwa 16.000 m² übereignet wird.
Zustand:
Vom ursprünglichen Lufttanklager sind nach der Demontage der 1950er Jahre
nicht mehr viele Spuren erhalten. Dafür stehen heute auf dem Gelände
zahlreiche Halle aus der Nachnutzung durch die Bundeswehr.
Zugang:
Das Gelände des ehemaligen
Lufttanklagers ist nicht zugänglich. |
Blick
aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Fotos:

Das Haupttor zum Lufttanklager. Links hinter dem Tor stand früher der
Wirtschaftsbereich.

Gleich neben der Hauptwache befindet sich das Eisenbahntor

Am Ostrand steht ein ehemaliges Wachgebäude an einem früheren Nebentor

Ein Betriebsgebäude am Ostrand

Dieses historische Betriebsgebäude steht unmittelbar am nördlichen Zaun

Nachkriegsnutzung - in solchen Hallen wurden Stahltanks und Kanister-Paletten
abgestellt.

Von der Bundeswehr wurden diverse dieser offenen Lagerhallen errichtet
Ölhafen Getmold:

Blick auf den Hafen des Tanklagers am Mittellandkanal bei Getmold
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