Bis
1945:
Bereits in den 1920er Jahre wurde südwestlich des Quakenbrücker Bahnhofs
für den zivilen Luftverkehr ein Notlandeplatz eingerichtet. Im Jahre 1926
fand ein erster Flugtag statt. Schließlich folgte 1928 der der Ausbau des
Geländes durch den „Artländer Verein für Luftfahrt“ zu einem regulären
Flugplatz mit Flugzeughalle. Das Gebiet mit dem Namen Merschland umfaßte
rund 250 ha feuchten
Weidelandes.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde im Rahmen der allgemeinen
Wiederaufrüstung der Ausbau des Luftfahrtwesens von der Regierung forciert.
Noch im gleichen Jahr folgte die Stationierung einer Kreisfliegerstaffel
in Quakenbrück. 1935 begannen schließlich die Bauarbeiten zur Errichtung
des Fliegerhorstes. Innerhalb kürzester Zeit konnten große Fortschritte
bei der Errichtung gemacht werden. Dafür wurde teilweise auch nachts
und am Sonntag gearbeitet.
Der erste Bauabschnitt lief bis Mitte 1936. In dieser kurzen Zeit konnten
die Kommandantur, Flugleitung, Flugzeughallen, Werft, Technischer Bereich,
Versorgungsanlagen und die ersten Unterkunftsgebäude errichtet werden.
Das eigentliche Flugfeld ist ebenfalls ausgebaut worden.
Im direkt anschließenden zweiten Bauabschnitt folgten bis 1937 diverse
weitere Unterkünfte, die Hauptwache, Fernschreibstelle, sowie Krankenrevier
und Offizierskasino. Auch entstand in diesem Bauabschnitt der langgestreckte
Unterkunftskomplex H 23 - H 25, in dessen Mitte eine offene Ehrenhalle
angelegt wurde. Die Halle und der davor befindliche Platz nutzte die
Wehrmacht für Vereidigungen und Appelle im seinerzeit üblichen pompösen
Stil.
Der dritte und letzte Bauabschnitt dauerte bis 1938. Nun wurde Restarbeiten
an vorhandenen Bauten durchgeführt. Außerdem sind zwei weitere Flugzeughallen,
die vier letzten Unterkunftsgebäude sowie Munitionsbunker errichtet worden.
Als erster fliegender Verband bezog die Flugzeugführerschule AB 82 im
Jahre 1937 den neuen Fliegerhorst. Der östliche Unterkunftsbereich wurde
vom Ausbildungsverband genutzt, im Westbereich kamen fliegende Einheiten
unter. Der Flugplatz erhielt im Krieg den Tarnnamen „Quadrat“. Anfang
1940 verlegte die Flugschule nach Cottbus. Danach wurden verschiedene
Kampfgeschwader in Quakenbrück stationiert, ausgerüstet mit Bombern der
Typen Heinkel He 111 und Junkers Ju 88. Im weiteren Kriegsverlauf folgten
vermehrt Jagd- und Nachtjagdverbände zur Abwehr der alliierten Bomberflotten.
Besondere Bedeutung erhielt Quakenbrück durch die große Flugzeugwerft,
in der umfangreiche Kapazitäten zur Reparatur beschädigter Einsatzmaschinen
zur Verfügung standen. So kamen Flugzeuge aus Achmer, Hesepe, Vörden, Plantlünne und Varrelbusch hierher
in die Werft. Allerdings wurde Anfang 1943 der Großteil des Werftbetriebes
nach Südfrankreich verlegt.
Den Alliierten waren der Fliegerhorst und seine Bedeutung natürlich bekannt.
Sie führten diverse Luftangriffe auf die Anlage durch. Beim schwersten
Angriff, am Karsamstag 1944, wurden zahlreiche Gebäude beschädigt oder
völlig zerstört.
Kurz vor Kriegsende räumte die Luftwaffe den Fliegerhorst. Am 11. April
1945 besetzten Truppen der British Army den Flugplatz und beendeten den
II. Weltkrieg für Quakenbrück.
Ab 1945:
Die Briten überließen polnischen Streitkräften den Fliegerhorst, welche
bis 1947 stationiert blieben. Am 1. Oktober des Jahres gab die Militärregierung
die Gebäude wieder frei. 1948 begann die Entmilitarisierung der Anlage.
Die Unterkünfte konnten als Wohnraum weiterverwendet werden. In verschiedenen
Funktionsgebäuden siedelten sich Betriebe an, darunter die Fahrradfabrik
Kynast und der Matratzen-Hersteller Schlaraffia. Das ehemalige Krankenrevier
wurde zum zivilen Krankenhaus und dehnte sich über weitere Bauten aus.
Später entstanden zusätzliche moderne Gebäude. Zeitweilig war in ehemaligen
Kasernenblocks eine Schule der Bundespost untergebracht.
Ende der 1950er Jahre führte die neu aufgestellte Bundeswehr Untersuchungen
durch, den früheren Fliegerhorst wieder als Flugplatz zu übernehmen,
diesmal für Heeresflieger. Es kam jedoch nicht dazu. Lediglich ein Teilbereich
im Osten des Geländes ist zu einem Depot ausgebaut worden. Hier befindet
sich bis heute das Sanitätshauptdepot Quakenbrück des Territorialkommandos
Nord.
Auf dem Gelände des früheren Flugbetriebsbereiches und Teilen des Flugfeldes
wurden im laufe der Jahre zahlreiche neue Wohnhäuser errichtet, der Stadtteil
Neustadt entstand. Ein Teil des früheren Flugfeldes wird heute wieder
für die Luftfahrt genutzt. Der Luftsportverein Quakenbrück hat hier sein
Domizil.
Zustand:
Viele Gebäude des ehemaligen Fliegerhorstes sind heute noch vorhanden.
Das Ensemble der Anlage läßt sich in weiten Teilen noch recht Original
erkennen. Allerdings sind im Flugbetriebsbereich die meisten Bauten
abgerissen worden.
Zugang:
Der größte Teil des früheren Fliegerhorstes Quakenbrück ist frei zugänglich,
natürlich mit Ausnahme der Privatgrundstücke.
Hinweis:
Über den Flugplatz ist ein interessantes Buch erschienen:
Titel: Der Fliegerhorst in Quakenbrück
Autor: Heiko Bockstiegel
Verlag: Stadtmuseum Quakenbrück
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Blick
aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Fotos:

Die Hauptwache am Nordostrand des ehemaligen Fliegerhorstes

Kasernenblocks mit der früher offenen Ehrenhalle in der Mitte

Hier die Unterkunft H 40 aus dem dritten Bauabschnitt

Zeitgenössische Plastik am Gebäude H 19

Zwischen den Unterkunftsgebäuden befand sich meist ein Antreteplatz

In diesem Gebäude befand sich früher ein mit Torf betriebenes Heizwerk

Hier hatte vor dem Krieg die Flugzeugführerschule ihren Sitz, heute die
Fahrradfabrik Kynast.

Dieser Barackenbau war seinerzeit die Lehrwerkstatt Flugzeugbau

Schon an der Bauform deutlich erkennbar: die Flugleitung mit Wetterwarte.

Auf einem Teil des ehemaligen Flugfeldes befindet sich heute die Startbahn
des Luftsportvereins |