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Rubrik: Flugplätze Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Der Einsatzhafen Vechta
 Bis 1945: 
Unmittelbar westlich der alten Vechtaer Zitadelle wurde im Jahre 1932 ein Flugfeld angelegt. Es befand sich außerhalb der damaligen Stadtbebauung auf einer geeigneten Wiesenfläche. Zunächst diente der Platz der zivilen Luftfahrt.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten und der gleich darauf beginnenden Aufrüstung der Streitkräfte, ist das hiesige Flugfeld von der Luftwaffe als Standort für einen Fliegerhorst ausersehen worden. Ab 1938 war die Wehrmacht Hausherr auf der Anlage.

In der folgenden Zeit wurde die nötige Infrastruktur geschaffen. Zur Unterbringung der Verbände errichtete man nördlich der Kreisstraße ein Barackenlager. Südlich von ihr entstand der eigentliche Flugbetriebsbereich mit Flugleitung, Flugzeughallen, einer Werft und Werkstätten. Mit einem Anschlußgleis zur Strecke Vechta-Cloppenburg wurde die Verbindung zum Eisenbahnnetz geschaffen. Ein in der damaligen Zeit übliches Startbahn-Triangel mit drei Bahnen wurde nicht mehr realisiert. Lediglich eine betonierte Startbahn von zunächst 600 m Länge entstand, von einer zweiten ist nur ein kurzer Torso gebaut worden. Der Flugplatz Vechta erhielt den Decknamen „Schwebebahn“.
Gut 3 km südlich richtete man bei Tonnenmoor ein Munitionsdepot für den Fliegerhorst ein. Zur Täuschung der alliierten Bomberflotten sind im Vechtaer Moor und bei Löningen Scheinflugplätze angelegt worden.
Wegen der fortschreitenden Entwicklung bei den Flugzeugmustern reichte bald die Länge der vorhandenen Startbahn nicht mehr aus. Sie wurde nun über die Kreisstraße hinaus auf rund 1200 m Länge ausgebaut. Für den Straßenverkehr mußte eine Umgehungsstrecke errichtet werden.

Über die Belegung des Platzes vor Beginn des Krieges liegen keine Daten vor. Während des Krieges kam es, wie auf Fliegerhorsten allgemein üblich, zu vorübergehenden Belegungen durch die verschiedensten Einheiten. Darunter waren Kampfgeschwader und Jagdgeschwader.
Eine dauerhafte Stationierung gab es mit Nachtjägern. Aus der geeigneten Lage des Flugplatzes im Nordwesten Deutschlands konnte von hier aus den einfliegenden gegnerischen Bomberflotten begegnet werden.
Am 1. Oktober 1940 wurde in Vechta die I. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 3 aufgestellt. Dieser Verband blieb bis August 1944 am Ort stationiert. Ausgerüstet war er mit Nachtjägern der Typen Messerschmitt Bf 110, später auch mit Dornier Do 217 und Junkers Ju 88C. Von Januar bis März 1945 befand sich die I./NJG 4 auf dem Horst.

Im März 1945 erfolgte ein heftiger Bombenangriff durch die US Air Force auf den Flugplatz, der zur weitgehenden Zerstörung der Einrichtungen führte. Der Flugbetrieb in Vechta wurde daraufhin eingestellt.

 Ab 1945: 
In der Nachkriegszeit wurden die Einrichtungen des Fliegerhorstes nach und nach beseitigt. Das Flugfeld übernahmen zunächst Landwirte und verwandelten es in Ackerland. Das Barackenlager und viele Bauten im Flugbetriebsbereich wurden abgerissen. Nach einigen Jahren entstanden auf dem östlichen Teil erste Wohnhäuser. Gewerbliche Betriebe siedelten sich im Süden an.

Die Bundeswehr übernahm nach ihrer Aufstellung Teile der Anlage wieder in militärische Nutzung. Verbliebene wieder hergerichtete Gebäude im ehemaligen Werft- und Werkstättenbereich wurden zum Mobilmachungsstützpunkt umgewandelt. Hier sind Ausrüstungen und Geräte verschiedener Geräteeinheiten eingelagert gewesen.
Am 1. Februar 1962 ist in Vechta das Landespionierbataillon 722 aufgestellt worden. Der Verband wurde 1971 zum PiBtl 820 umgegliedert und umbenannt. Gleichzeitig wechselte die Unterstellung vom Kommando Territoriale Verteidigung zum Wehrbereichskommando II, Hannover. Mit Einnahme der Heeresstruktur 4 ist das Bataillon an den Wehrbereich III in Nordrhein-Westfalen überstellt worden. Der Name wechselte daraufhin in PiBtl 730. Im Jahre 1983 verlegte der Verband schließlich in den neuen Einsatzraum nach Issum-Sevelen am Niederrhein.
Nachfolger im Mob-Stützpunkt Vechta wurden Sanitätstruppen des I. Korps des Feldheeres. Das Krankentransportbataillon 130 und die Krankentransportzüge 1001 - 1005 waren hier nun beheimatet. Die letztgenannten Einheiten konnten die bis in die 1980er Jahre bei der Bundesbahn vorhandenen Schienenbusse für den Krankentransport umrüsten.
In der Liegenschaft sind bereits 1983 mehrere alte Bauten des Fliegerhorstes abgerissen worden. Vermutlich waren sie nach dem Abzug des Pionierbataillons entbehrlich. Außerdem war die fortlaufende Unterhaltung der teilweise nur provisorisch zur Nutzung hergerichteten Bauwerke zu aufwendig.

Einige hundert Meter westlich des Mob-Stützpunktes hatte das I. Korps der Bundeswehr ein ortsfestes Depot eingerichtet. Das Korpsdepot 157 war ein Treibstofflager für den Bedarf des Nachschubkommando 1. In 16 an der Vorderseite offenen Hallen konnten aufstehende Stahltanks sowie palettierte Kraftstoffkanister abgestellt werden. Über das Thema Korpsdepots in Niedersachsen berichtet eine weitere Seite.

Nach Ende des Kalten Krieges begann in der Bundeswehr eine umfangreiche Reduzierung der Streitkräfte. Das Krankentransportbataillon 130 wurde nach Hildesheim verlegt. Die weiteren Vechtaer Einheiten und das Korpsdepot sind aufgelöst worden. Damit entfiel der Bedarf an den beiden Liegenschaften, die militärische Nutzung endete.

Ende der 1990er erfolgte der Abriß von Mob-Stützpunkt und Korpsdepot. Das Gewerbegebiet im Süden wuchs weiter. Der Nordteil ist mit Einzelhandel und Gewerbe bebaut worden. Auf dem Areal in der Mitte entstand ein neues Wohngebiet. Mit diesen Baumaßnahmen verschwanden schließlich auch die letzten Spuren des Fliegerhorstes.

 Zustand: 
Der Fliegerhorst Vechta ist ein Beispiel dafür, wie eine einstmals recht große Anlage völlig aus dem Landschaftsbild verschwinden kann. Es sind keinerlei Spuren des Flugplatzes auffindbar, die Anlage wurde in jüngster Zeit fast vollständig überbaut.

 Zugang: 
Das Gelände des ehemaligen Flugplatzes ist frei zugänglich, ausgenommen natürlich Privatgrundstücke.

 Hinweis: 
Die Interessengemeinschaft Fliegerhorst Vechta sucht stets Informationen zur Anlage.
Kontakt: Jan-Bernd Uptmoor, Gropiusstr. 3, 26127 Oldenburg

Das Ergebnis der Forschungen mündete in dieses Buch:
Titel: Das ist schon lange her... - Die Geschichte der Fliegerei in Vechta
Autor: Jan-Bernd Uptmoor
ISBN: 978-3-00-058340-7

Über die Flughäfen der Luftwaffe ist ein Buch mit zahlreichen zeitgenössischen Standort-Skizzen erschienen:
Titel: Fliegerhorste
Autoren: Karl Ries und Wolfgang Dierich
Verlag: Motorbuch
ISBN: 3-613-01486-6
In diesem Buch ist vom Flugplatz Vechta eine Skizze enthalten!

Blick aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Google Maps

Fotos:

Startbahn
Aktueller Blick entlang der ehemaligen Startbahn Richtung Osten

Flugfeld
Lediglich am äußersten Westrand läßt sich das frühere Flugfeld noch erahnen

Nachfolgend einige Bilder aus dem Jahr 1983 - mehrere historische Bauten des Fliegerhorstes wurden seinerzeit abgerissen:

Flugwerft
Die Ruine des Nordflügels der Flugwerft kurz vor dem Abriß

Rückseite
Dieses stellte weniger als die Hälfte der ursprünglichen Rückseite der Werft dar

Ruine
Die Ruine läßt die frühere Größe erahnen

Nordflügel
Die Innenseite des Nordflügels

Außenseite
Die Außenseite des Nordflügels

Abriß
Der Abriß läuft

Südflügel
Im Hintergrund der Südflügel der Flugwerft, er blieb seinerzeit für den Mob-Stützpunkt stehen.

Waffenmeisterei
Das Gebäude der ehemaligen Waffenmeisterei

Herrichtung
Die provisorische Herrichtung der im Krieg beschädigten Waffenmeisterei wird deutlich

Zaun
Unmittelbar neben dem Bau der östliche Zaun des Mob-Stützpunktes

Rückseite
Rückseite der Halle

Kfz-Halle
Entlang der Straße nach Essen stand eine langgestreckte Kfz-Halle

Rückseite
Die Rückseite der Garagen war direkt an der Kreisstraße

Länge
Richtung Westen endete der Bau nach ca. ¼ seiner ursprünglichen Länge
Werkstatt
Hinter der Rückwand der Flugwerft stand diese Werkstatt
Klinkerbauweise
Klinkerbauweise, wie bei allen Gebäuden des Fliegerhorstes.
Werkstatt
Die Werkstatt von Westen
Nutzbarmachung
Der Bau war früher deutlich länger, auch hier ist die Nutzbarmachung eines beschädigten Hauses erkennbar.

Die bezeichneten Objekte und die dunkelgrau markierte betonierte Startbahn existieren heute nicht mehr
Karte
Maßstab

Quellenangabe:
- Niedersächsisches Umweltministerium: Gefährdungsabschätzung von Rüstungsaltlasten in Niedersachsen
- Karl Ries, Wolfgang Dierich: Fliegerhorste und Einsatzhäfen der Luftwaffe
- Korpskommando I. Korps: 30 Jahre I. Korps 1956-1986
- SVG: Pioniere des Deutsche Heeres 1955 - 2000
- Archiv N. Giese
- Michael Holm: http://www.ww2.dk
 
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