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Rubrik: Luftschutz Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Luftschutz in Bremen
 Bis 1945: 
Bremen ist mit seinem bedeutenden Hafen und wichtiger Rüstungsindustrie im II. Weltkrieg als Luftschutzort I. Ordnung eingestuft worden. Am 18. Mai 1940 hat die britische Royal Air Force den ersten Luftangriff auf die Hansestadt durchgeführt, ab da wurde der Ort bis zum 24. April 1945 immer wieder von alliierten Bomberflotten heimgesucht.
Im Laufe des Krieges sind 173 Luftangriffe auf Bremen geflogen worden. Dabei wurden 41.629 Sprengbomben und 847.758 Brandbomben abgeworfen. Seinerzeit hatte man 2.303 Blindgänger registriert, aber bis heute ist schon eine doppelt so hohe Zahl weiterer nicht explodierter Kampfmittel gefunden worden. Bei den Angriffen sind 3.852 Menschen ums Leben gekommen. Im Stadtgebiet wurde ca. 50% des Wohnraumes zerstört.
Der schlimmste Luftangriff fand in der Nacht vom 18. auf den 19. August 1944 statt. In lediglich 34 Minuten warfen rund 500 Flugzeuge 68 Minenbomben, 2.323 Sprengbomben, 10.800 Phosphorbomben und 108.000 Stabbrandbomben. Allein in dieser Nacht sind 8.248 Wohngebäude zerstört worden. 1.054 Menschen starben, rund 50.000 wurden obdachlos.

Mit Beginn der Luftangriffe auf die Stadt hat man ab Mitte 1940 den Bau von Luftschutzanlagen für die Zivilbevölkerung vorangetrieben. Die einfachsten Maßnahmen bestanden zunächst aus dem Ausbau von Kellerräumen in Wohnhäusern zu Luftschutzkellern, durch Verstärkung der Deckenabstützung und ähnliches.
Auf öffentlichen Flächen sind zahlreiche sogenannte Sonderbauten entstanden. Parkanlagen und Schulhöfe waren dafür besonders geeignet. Viele dieser Bunker sind komplett im Untergrund eingelassen gewesen, andere befanden sich nur zur Hälfte im Erdreich, weitere standen ebenerdig und erhielten nur eine Erdüberdeckung. Sie boten jedoch wegen ihrer relativ dünnen Wände und Decken lediglich gegen Splitter eine Schutzwirkung.
Ab Herbst 1940 ist im Rahmen des „Sofortprogramms“ mit der Errichtung von zahlreichen „bombensicheren“ Luftschutzbunkern begonnen worden. Die Baumaßnahmen starteten am 6. November des Jahres mit dem Hochbunker an der Zwickauer Straße im Stadtteil Findorff.
Überwiegend entstanden Hochbunker, in den verschiedensten Bauformen. Im Innenstadtbereich kamen einzelne Tiefbunker dazu. Die geographischen und geologischen Gegebenheiten in Bremen-Nord erlaubten den Bau von Luftschutz-Stollen im Untergrund, an den Ufern von Lesum und Weser.
Für die Bauarbeiten wurden zahlreiche Fremd- und Zwangsarbeiter sowie Kriegsgefangene eingesetzt. Sie hatten ihre Unterkünfte in verschiedenen Arbeitslagern im Stadtgebiet.

Auch die stärksten Bunker konnten aber der fortschreitenden Waffenentwicklung nicht standhalten. So kam es bei Bombenvolltreffern zu Durchschlägen der Bunkerdecken und -wände mit zahlreichen Toten und Verletzten. Immerhin boten diese Luftschutzanlagen aber einigen Schutz. Am Ende des Krieges waren insbesondere in den Stadtteilen des Bremer Westens, im Umfeld der Häfen, die Bunker nahezu die einzigen weitgehend intakten Gebäude auf etlichen Hektar Fläche!

Das Thema wird auf diversen weiteren Seiten näher betrachtet:

Die in diesem Zusammenhang ebenfalls wichtige Flugabwehr wird auf einer separaten Seite vorgestellt.

 Ab 1945: 
Bremen wurde am Kriegsende von britischen Truppen eingenommen. Es war aber bereits festgelegt worden, daß der Raum Bremen/Bremerhaven US-Enklave in der Britischen Zone werden sollte; die US Army benötigte einen Seehafen für die Versorgung ihrer Truppen in Deutschland. Vertragsgemäß übergaben die Briten das Gebiet bis zum 8. Mai 1945 an die USA.
Die weitläufigen Zerstörungen der Luftangriffe stellten natürlich auch die US-Truppen vor diverse Probleme. So wurde schon direkt nach Kriegsende mit Aufräumarbeiten und Instandsetzungen begonnen. Heute darf nicht vergessen werden, daß die Hilfen der ehemaligen Kriegsgegner, insbesondere die der USA, den Wiederaufbau unseres zerstörten Landes erst ermöglichten.

Direkt nach Kriegsende sollten, nach den ursprünglichen Auflagen der alliierten Besatzungstruppen, alle Luftschutzanlagen gesprengt werden. Dazu kam es hier jedoch nicht, die Mehrzahl der „bombensicheren“ Bunkeranlagen ist bis in die heutige Zeit erhalten geblieben. Die leichteren Sonderbauten konnten dagegen im Laufe der Jahre überwiegend recht problemlos beseitigt werden.
Viele erhaltene Luftschutzanlagen werden heute in den unterschiedlichsten Funktionen genutzt. Während des Kalten Krieges wurden zahlreiche der öffentlichen Bunker durch das Bundesamt für den Zivilschutz zu modernen Luftschutzbauten hergerichtet. Dem Thema widmet sich die Seite Zivilschutzanlagen im Kalten Krieg.

Nichtsdestotrotz sind im Stadtbild der Gegenwart noch diverse Spuren des Luftkrieges zu finden. Meistens handelt es sich dabei um Häuser, die aus den verschiedensten Gründen nicht im ursprünglichen Umfang wieder aufgebaut wurden.
Eine gefährliche Hinterlassenschaft sind die immer noch zahlreich im Boden der Hansestadt befindlichen Bombenblindgänger. Es wird wohl noch viele Jahre dauern, bis alle diese immer noch explosiven Überbleibsel unschädlich gemacht werden können.

 Hinweis: 
Von Stattreisen Bremen wird eine interessante Führung zum Thema angeboten. Zu finden auf deren Homepage unter dem Angebot „Bremen im Bombenkrieg“:
https://www.stattreisen-bremen.de

Es ist ein interessantes Buch über Luftschutzbauten in Norddeutschland erschienen:
Titel: Bunkerwelten
Autor: Michael Foedrowitz
Verlag: Ch. Links Verlag
ISBN: 3-86153-155-0

In diesem Buch wird eindrucksvoll der Luftkrieg in Bremen gezeigt:
Titel: Bremen im Bombenkrieg 1940-1945
Autor: Georg Schmidt
ISBN: 3-8313-1407-1
Fotos:
Die Spuren des Luftkrieges im heutigen Stadtbild:

Friedhof Osterholz
Auf dem Friedhof Osterholz wurde eine Ehrenanlage für Bombenopfer angelegt.

Friedhof Osterholz
Blick auf eines der großen Gräberfelder auf dem Friedhof Osterholz mit Toten der Bombenangriffe.

Friedhof Walle
Auf dem Friedhof Walle liegt dieses Ehrenfeld für die Bombenopfer.

Bunker Grenzstraße
Zahlreiche Schäden am Giebel des Bunkers Grenzstraße, hervorgerufen durch Detonation einer Luftmine in unmittelbarer Nähe.

Überseemuseum
An der Rückseite des Überseemuseums sind die Ausbesserungen von diversen Splitterschäden erkennbar.

Häuser
Im Stadtbild sind immer noch Häuser zu finden, die nach den Bombardierungen nicht wieder vollständig hergestellt wurden.
Hier ein Beispiel aus dem Stadtteil Schwachhausen.

Schwachhausen
Ein weiteres Beispiel aus Schwachhausen.

Innenstadt
Trotz höchster Grundstückspreise gibt es selbst mitten in der Bremer Innenstadt Bauwerke, die nicht in voller Größe wieder hergerichtet worden sind.

Bombenräumung
Bei der Bombenräumung durch die Bremer Polizei muß immer wieder ein großer Aufwand betrieben werden.
Hier sieht man schwere Erdarbeiten im Stadtteil Hemelingen. Entlang der Eisenbahnstrecken wurden mehrere Blindgänger gefunden. Einer steckte tief im Bahndamm unter den vielbefahrenen Gleisen der Strecke nach Osnabrück.

Kampfmittelsuche
Seit Jahren ist es obligatorisch, daß bei Bauvorhaben die Baustellen nach Kampfmitteln des II. Weltkrieges abgesucht werden.

Bremen-Walle
Diese Schrägaufnahme der Alliierten vom Stadtteil Walle zeigt die weiträumige Zerstörung des Bremer Westens. Der Blick geht Richtung Altstadt. Die Straßen Richtung Zentrum sind links die Utbremer Straße, rechts die Wartburgstraße/Landwehrstraße. Im Blickfeld hat einzig der Luftschutzbunker Zwinglistraße die Bombardierungen weitgehend unbeschadet überstanden. Bild: © IWM (CL 3259).

Quellenangabe:
- Georg Schmidt: Bremen im Bombenkrieg 1940-1945
- Michael Foedrowitz: Bunkerwelten
- Herbert Schwarzwälder: Bremen und Nordwestdeutschland am Kriegsende 1945
- Herbert Schwarzwälder: Geschichte der Freien Hansestadt Bremen - Band 4
- Imperial War Museum
 
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