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Rubrik: Munitionsproduktion Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Die Luftwaffen-Munitionsanstalt 3/XI Harpstedt
 Bis 1945: 
Die offizielle Ortsbezeichnung für die hier vorgestellte Anlage lautete auf Harpstedt. Tatsächlich lag die Muna nördlich von Dünsen, der größte Teil der Grundfläche gehört aber zu Kirchseelte und der nördliche Bereich bereits zu Groß Ippener. Komplett hieß sie Luft-Munitionsanstalt 3/XI Harpstedt. Die römische Ziffer XI steht für das Luftgaukommando XI, beheimatet in Hannover, später Hamburg. Der größte Teil des heutigen Niedersachsen gehörte zu diesem Gau. Die Anstalt sollte Munition für den Bedarf der Luftwaffe bereitstellen. Gebräuchlich waren auch die Bezeichnungen Muna Dünsen und Muna Kirchseelte.

Im Forst Baßmerhoop war eine geeignete Fläche zur Einrichtung einer Munitionsanstalt zu finden. Der Wald bot Schutz vor gegnerischer Luftaufklärung. In nur 500 m Entfernung führt die Kleinbahn-Strecke Delmenhorst - Harpstedt vorbei. Damit war die seinerzeit für Aufbau und Betrieb unbedingt erforderliche Anbindung an die Eisenbahn problemlos möglich.

Bereits im Jahre 1934 begannen die Arbeiten zum Aufbau der Muna. Im Südwesten des Areals entstand der Verwaltungs- und Unterkunftsbereich. Die Häuser wurden überwiegend in eingeschossiger Bauweise errichtet. Nur die hinter dem Haupttor links der heutigen Waldstraße stehende Kommandantur verfügte über zwei Geschoße. Ihr gegenüber sind Unterkunftsgebäude errichtet worden. Richtung Norden hat man aufgelockert verteilt die weiteren Betriebsgebäude gebaut. Darunter waren Wirtschaftsbaracke, Krankenrevier, Feuerwache, Werkstätten, Garagen mit Tankstelle und der Lokschuppen. Sogar einen Pferdestall gab es.
Die Stromversorgung der Anstalt wurde im Normalfall aus dem öffentlichen Netz gespeist. Für den Fall einer Unterbrechung stand in einem kleinen Bunker eine Notstromanlage bereit. Ein Wasserwerk förderte Trink- und Brauchwasser. Für Löschwasser gab es Zisternen, und im Südwesten einen befestigten Feuerlöschteich.
Den Eisenbahnanschluß führte man vom Bahnhof Groß Ippener heran. Neben dem Gleis Richtung Verwaltung gab es einen Abzweig zu Munitionshäusern im Nordost-Bereich der Muna. Hier ist auch ein auf 300 m mit Erdwällen geschütztes Abstellgleis geschaffen worden. Vermutlich eine Reaktion auf die Explosion eines Munitionszuges in Harpstedt 1940. Die Anstalt bekam 1935 für Rangierarbeiten eine eigene Lokomotive zugewiesen. Es handelte sich dabei um eine Kleinlok der Leistungsgruppe II von Deutz, allgemein als Kö II bekannt. Sie blieb bis zum Kriegsende hier im Einsatz.
An der Waldstraße weiter Richtung Norden schloß der Arbeitsbereich der Munitionsanstalt an. Hier standen vier Munitionsarbeitshäuser, sowie Lagerhäuser bzw. Packschuppen und Werkstätten, darunter auch das Löthaus. In den Arbeitshäusern wurde unter anderem die Munition mit Zündern versehen.
Den weitaus größten Teil der Muna stellte der Lagerbereich Richtung Osten dar. Hier hatte man 112 erdüberdeckte Munitionshäuser errichtet. Drei unterschiedliche Typen gab es. Die 64 kleineren MH verfügten über eine Lagerkapazität von 20 t Explosivstoff auf 150 m² Nutzfläche, und besaßen einen Eingang. Sie waren in massiver Betonbauweise ausgeführt. Die 36 größeren Munitionshäuser konnten 30 t auf 250 m² Nutzfläche aufnehmen, und hatten zwei Zugänge. Bei diesen Bauten sind die Außenwände mit Backsteinen gemauert worden. Als drittes sind die 12 kleinen massiven Zünderhäuser mit lediglich 50 m² Nutzfläche zu nennen.
Ergänzt wurde das Ganze mit diversen Lagerhäusern, in denen benötigte Materialien deponiert werden konnten. Viele dieser Bauten dienten zur Aufbewahrung von Packmitteln für den Munitionstransport.
Schon im Jahre 1935 wurde der Betrieb aufgenommen. Die gesamte Anstalt dehnte sich über rund 175 ha Grundfläche aus.

Das Aufgabenspektrum der Luftmunitionsanstalt Harpstedt umfaßte hauptsächlich den Umschlag von Bomben, und Granaten für Flugabwehrkanonen. Per Eisenbahn wurde Munition angeliefert, die bereits mit Sprengstoff befüllt war. Die Bomben und Granaten sind im Arbeitsbereich mit Zündern versehen worden. Im Lagerbereich konnte ein umfangreicher Bestand deponiert werden. Auf Verlangen durch die Truppe hat man die Chargen zusammengestellt und für den Versand vorbereitet. Der Abtransport erfolgte wiederum per Eisenbahn zu den anfordernden Verbänden.

Direkt vor dem Haupttor, außerhalb des Sperrgebietes, hatte man eine kleine Muna-Siedlung aufgebaut. Hier konnte das Stammpersonal in Führungspositionen mit dessen Familien wohnen. Weitere Häuser entstanden im Bereich des heutigen Lindenwegs.
Während des Krieges wurde die Zahl der Beschäftigten, entsprechend der Auslastung der Anlage, stark gesteigert. Die meisten davon waren dienstverpflichtet. Viele Frauen aus der Umgebung bekamen Aufgaben in der Muna zugewiesen. In Dünsen, im Bereich des heutigen Gartenwegs, ist ein Arbeitslager mit Baracken zur Unterbringung nicht ortsansässiger aufgebaut worden.

Während des Krieges gab es, wie bei fast allen vergleichbaren Anlagen, keine gezielten Luftangriffe auf die Muna Harpstedt. Allerdings ist bereits im Juli 1940 ein im Bahnhof Harpstedt abgestellter Munitionszug bei einem alliierten Fliegerangriff explodiert. Dabei kam es zu zwei Todesfällen und größeren Schäden am Bahnhofsgebäude und weiteren Häusern in der Umgebung.
Für Munitionsanstalten bestand der Befehl, vor dem Einmarsch gegnerischer Truppen die Munitionsbestände zu vernichten und die Infrastruktur zu zerstören. In der Nacht vom 8. auf den 9. April 1945 hat das Muna-Personal die Anordnung nur zu einem Teil umgesetzt. Um die in der Umgebung lebende Zivilbevölkerung nicht zu gefährden, wurden nur Bestände mit schwächerer Explosionskraft gesprengt. Einige der Munitionsbunker sind dabei zerstört worden.
Am 10. April 1945 besetzten britische Truppen die Gegend und beendeten damit auch für die Muna den II. Weltkrieg.

 Ab 1945: 
Die Briten mußten sich nun um die Demilitarisierung der Munitionsanstalt kümmern. Aufgefundene Munitionsbestände wurden durch Sprengungen vernichtet. Knapp 2 km westlich hatte man dazu einen Sprengplatz betrieben. Anschließend sollten alle Bauwerke der Muna zerstört werden. Diverse massive Munitionshäuser wurden bis 1948 gesprengt. Die nachfolgende Entwicklung sorgte jedoch für den Erhalt vieler Gebäude.

Durch den massenhaften Zuzug von Vertriebenen aus den damaligen deutschen Ostgebieten ergab sich vielerorts eine große Wohnungsnot. Zur Abhilfe gaben die Briten ab Mitte 1946 Bauten der Muna Harpstedt für zivile Nutzungen frei. In der ehemaligen Kommandantur und mehreren benachbarten Unterkünften konnte ein Altersheim eingerichtet werden. In weiteren Verwaltungs- und Betriebsgebäuden hat man Wohnungen geschaffen. Auch eine Ansiedlung von produzierenden Unternehmen in Lager- und Arbeitshäusern wurde ermöglicht.
Die unterschiedlichsten Betriebe konnten hier ihr Wirken aufnehmen. Darunter waren Firmen, die für den Wiederaufbau dringend benötigtes fertigten: Tischlereien, ein Hersteller von Heraklithplatten aus Holzwolle, ein Erzeuger von Elektro-Sicherungen und eine Matratzenfabrikation. Außerdem unter anderem eine Schlachterei, ein Verarbeiter von Schweineborsten und ein Produzent von Arzneimitteln. Größter Betrieb wurde die Nordwestdeutsche Futter-Saatbaugesellschaft. Sie konnte im Nordosten des Geländes noch längere Zeit den Eisenbahnanschluß nutzen, während man das Gleis Richtung Süden 1949 abbaute.

Bemerkenswert war die von der Militärregierung 1948 erlaubte Entfestigung von Munitionsbunkern. Sie wurde hier in großem Umfang durchgeführt. Insbesondere die überwiegend in Backsteinbauweise errichteten Munitionshäuser 30 t waren dafür geeignet. Zuerst ist die Erdüberdeckung entfernt worden. In den Außenwänden brach man aus dem Mauerwerk Fensteröffnungen heraus. Mit den dabei gewonnenen Steinen konnte in den Bauten die 250 m² große Halle unterteilt werden. So entstanden bis zu vier Wohnungen in den ehemaligen Bunkern. 1949 verlangte die Militärregierung eine Abholzung von Bäumen im Umkreis von 50 m um alle genutzten Bauwerke.

Eine besondere Episode der Nachkriegsnutzung stellen die Schullandheime dar. Um Kindern aus der Großstadt Bremen Erholung in der Natur bieten zu können, genehmigte der bremische Senat Mittel zum Aufbau von Landheimen in der ehemaligen Muna. Drei Lehranstalten wurden aktiv.
1949 begann die Schule Grolland mit dem aufwendigsten Unterfangen. Mit viel Eigeninitiative sind im östlichen Bereich drei ehemalige Munitionshäuser 30 t entfestigt und ausgebaut worden. Zwei Bauten wurden Unterkünfte, der dritte das Wirtschaftsgebäude. 1950 konnten die ersten Klassen empfangen werden.
Am 18. September 1959 kam es zu einem schweren Unglück. Um 11:40 stürzte ein Jagdbomber der Bundeswehr vom Typ F-84 Thunderstreak auf das Verwaltungsgebäude des Schullandheims. Die Maschine gehörte zum JaboG 31 aus Nörvenich. Sie hatte Angriffe auf Flugabwehrstellungen beim ehemaligen Fliegerhorst Delmenhorst-Adelheide geübt. Der Pilot kam ums Leben. Glücklicherweise blieben alle in der Nähe befindlichen Kinder der Schule Rechtenflether Straße unversehrt.
Im Jahre 1950 konnte die Schule Alter Postweg ihr Landheim in einem ehemaligen Lagerhaus einrichten. Der Bau mußte dafür, wieder mit viel Eigeninitiative, aufwendig hergerichtet werden. Schließlich übernahm die Schule Schaumburger Straße die ehemalige Wirtschaftsbaracke der Muna. Hier war der Umbau vergleichsweise einfacher.
Die Schulen sorgten auch dafür, daß das befestigte Feuerlöschbassin am Westrand der Liegenschaft zum Freibad umgewidmet wurde.

Über rund 15 Jahre ist das ehemalige Militärgelände so von vielen Menschen bewohnt und genutzt worden. Die Siedlung trug den Namen Dünsen-Wald. Insbesondere die Wohnnutzung in den umgebauten Objekten stellte natürlich nur ein Provisorium dar. In den 1950er Jahren begann südlich außerhalb der Anstalt eine neue Siedlung des Ortes Dünsen zu wachsen. Viele Bewohner der Muna fanden hier in neu errichteten Häusern ihre endgültige Bleibe.
Nach Aufstellung der Bundeswehr kam das weiterhin im Staatsbesitz befindliche Gelände wieder in das Blickfeld der militärischen Planer. 1958 wurden erste Kündigungen ausgesprochen. Die Absiedlung zog sich allerdings über mehrere Jahre hin. Noch 1961 sperrten sich die bremischen Schulen gegen die Kündigungen. Zum Ende des Jahres mußten sie dennoch ihre Heime aufgeben.

Die Bundeswehr übernahm ab Anfang der 1960er Jahre schrittweise einzelne Bereiche der Liegenschaft. Diese wurden damit zum Militärischen Sicherheitsbereich. Die gesamte Anlage ist 1964 als Militärischer Schutzbereich ausgewiesen worden. Noch waren aber die Waldstraße von Dünsen nach Groß Ippener, und der Baßmerhoopweg Richtung Kirchseelte für den Zivilverkehr offen. Erst nach Ausbau der Umgehung „Im Langen Tal“ westlich der Liegenschaft wurde im März 1970 die Durchfahrt mit Schlagbäumen gesperrt. Bis Ende der 1970er Jahre konnten immer noch Zivilisten zu Fuß ins Sperrgebiet gelangen. Dann schloß man alle Zugänge mit Toren dauerhaft ab.
Die Fläche der ehemaligen Luftmunitionsanstalt wurde im Kalten Krieg zu einer vielseitig genutzten militärischen Liegenschaft. Nutzerstaaten waren, neben der Bundesrepublik, die USA und später auch die Niederlande. Die verschiedenen Objekte sind meist jeweils separat eingezäunt gewesen.

Der Verwaltungs- und Unterkunftsbereich im Südwesten ist ab 1961 als Kaserne verwendet worden. Hier hat das Raketenartilleriebataillon 112 aus Delmenhorst-Adelheide seine Begleitbatterie aufgestellt. Aufgabe der Einheit war die Bewachung des Sondermunitionslagers der 11. Panzergrenadierdivision. Dort deponierte man die atomaren Sprengköpfe des Raketensystems Honest John, und später atomare Granaten für 155 und 203 mm-Artilleriegeschütze. Die Begleitbatterie zog am 1. Juni 1973 in modernere Unterkünfte nach Delmenhorst-Adelheide um. Der Auftrag blieb allerdings unverändert.
Die Schlüsselverwaltung für die Atomwaffen lag bei der US Army. Dazu hatte sie in Dünsen ab Februar 1963 das 5th US Army Field Artillery Detachment stationiert. Südlich außerhalb des Muna-Geländes hat man eine kleine Kaserne für diese US-Truppe neu aufgebaut. Sie bestand aus lediglich einem Gebäude und einem großen Gittermast-Funkturm. Zwischen US-Kaserne und der Muna ist von der Bundeswehr ein großer Sportplatz angelegt worden.
Das Sondermunitionslager befand sich im Nordwesten der ehemaligen Munitionsanstalt. Dieses Objekt wurde durch die gleich östlich daran angrenzende Standortmunitionsniederlage 241/2 ergänzt. Darin waren unter anderem die Raketentriebwerke der Honest John eingelagert. Über die beiden Lager informiert eine separate Seite.

Der nördliche Teil des Verwaltungsbereichs ist von der Bundeswehr als Mobilmachungsstützpunkt ausgebaut worden. Ab Mitte der 1960er Jahre lagen darin inaktive Teile von Pionierverbänden. Zunächst waren es hauptsächlich Kompanien des Pionierbataillon 11 aus Dörverden-Barme. Später ist das Schwimmbrückenbataillon 170 des I. Korps hier eingelagert gewesen.
Anfangs sind auch einige entfestigte Munitionshäuser im Nordosten der Muna zur Lagerung von Material genutzt worden. Noch heute finden sich Taktische Zeichen der 5./PiBtl 11 an Bunkertüren in diesem Bereich. Ab etwa 1972 konnte am Westrand der Liegenschaft ein neuer Lagerbereich mit modernen Hallen dieses Provisorium ersetzen.

Vom Nachschubkommando 1 aus Rheine-Gellendorf wurde in der Anlage der Aufbau des Korpsdepot 154 geplant. Es sollte als ortsfeste Einrichtung für die Bedarfsdeckung des I. Korps bereit stehen. Über das Thema Korpsdepots berichtet eine separate Seite.
Realisiert wurde das Vorhaben allerdings für die Niederländische Armee. Dünsen lag im rückwärtigen Verteidigungsabschnitt des I. Niederländischen Korps. So wurde hier die Forward Storage Site (FSTS) Dünsen durch das 201. Verzorgingscommando (VZGCO) eingerichtet.
Zunächst baute man einen Lagerbereich für Betriebsstoff auf, im NATO-Englisch Petrol, Oil and Lubricants (POL) genannt. Hier entstanden 18 spezielle Lagerhallen. Diese haben einen abgesenkten Boden, um austretende Kraftstoffe auffangen zu können. Abgedeckt wurde deren Fläche durch eine an der Vorderseite offene Halle. In diesen Bauten waren Paletten mit Kraftstoffkanistern oder große Stahltanks abgestellt.

In den 1980er Jahren liefen Planungen der Bundeswehr, die Standortmunitionsniederlage deutlich zu vergrößern. Mit der angekündigten Einführung des Mittleren Artillerieraketensystems (MARS) beim RakArtBtl 112 hätte der Platz in der StOMunNdlg nicht mehr ausgereicht. Die Erweiterung sollte nördlich angrenzend entstehen.
Es folgten allerdings Verhandlungen auf NATO-Ebene, da die Niederländer neben dem POL-Depot auch Bedarf für ein Munitionsdepot in Dünsen hatten. Letztlich entschied man zu deren Gunsten. Das neue Depot ist der FSTS Dünsen als Lagerbezirk Munition zugeschlagen worden. Hier sind 16 große Munitionslagerhäuser mit rund 180 m² Nutzfläche, und 3 kleinere mit 25 m² bzw. 50 m² gebaut worden.

Zwei weitere Objekte sind noch zu erwähnen. Die Bundeswehr errichtete im Südwesten einen Funkturm in massiver Betonbauweise. Dieser war in das Richtfunknetz der Luftwaffe eingebunden. Und schließlich gab es den von der äußeren Umzäunung nicht eingeschlossenen östlichen Teil der früheren Muna mit seinen diversen Bunkerruinen. Die Fläche ist von Truppen aus Dünsen und von weiteren Standorten als Übungsgelände genutzt worden.

Das Ende des Kalten Krieges zog für die vielseitig genutzte Liegenschaft Dünsen erhebliche Veränderungen nach sich. Bereits vorher, im Juli des Jahres 1987, hatten die USA ihre Atomsprengköpfe abgezogen. Das 5th USAFAD blieb zunächst noch vor Ort stationiert. Anfang der 1990er Jahre kam aber das Aus für die meisten Nutzungen. Der Mob-Stützpunkt, die Standortmunitionsniederlage, und das nur noch für die Ausbildung genutzte Sondermunitionslager wurden geschlossen. Auch die Unterkunft der US Army vor dem Tor ist freigezogen worden. Nach ihrem Abriß entstand dort ein neues Wohnquartier.
Zwischen all diesen Abbaumaßnahmen fand aber auch ein kleiner Aufwuchs statt. Die Niederländer verlegten den Stab des 201 VZGCO von Höltinghausen nach Dünsen. Damit war das Herz der niederländischen Logistik in Deutschland hier angesiedelt. Ende der 1990er Jahre ist auch diese Aufgabe entfallen. Die Versorger zogen das Gelände im Jahre 2001 frei, seit dem findet in Dünsen keine militärische Nutzung mehr statt.
Nach einigen Jahren Leerstand konnte 2006 ein Käufer für das Areal gefunden werden. Dieser vermietet nun die einzelnen Teile der Anlage an verschiedene Nutzer. Auf Betreiben der umliegenden Gemeinden ist der Forst Baßmerhoop inzwischen als Naherholungsgebiet für die Öffentlichkeit wieder zugänglich.

Der laufende Betrieb einer Muna zur damaligen Zeit verursachte Verunreinigungen innerhalb der Anstalt. Außerdem gab es kurz vor Kriegsende die hastig durchgeführten Sprengungen durch die Wehrmacht. Räumungen von Altlasten sind bereits in den 1950er und 1960er Jahren durchgeführt worden. Entsprechend des damaligen Standes der Technik wird es nicht zu einer vollständigen Bereinigung gekommen sein.

Die oben erwähnte Rangierlok der Munitionsanstalt ist inzwischen wieder in Harpstedt beheimatet. Bei den Zerstörungen durch die Wehrmacht wurde sie stark beschädigt. Nach dem Krieg kam die Lokomotive 1947 in den Besitz der Delmenhorst-Harpstedter Eisenbahn (DHE) und wurde 1949 instand gesetzt. Es folgte ab 1954 eine Odyssee über verschiedene Besitzer und führte sie 1994 wieder zurück nach Harpstedt, diesmal als Eigentum der Delmenhorst-Harpstedter Eisenbahnfreunde e.V. (DHEF). Diese haben die Maschine in den Zustand von Anfang der 1950er Jahre fahrbereit aufgearbeitet. Inzwischen wird sie im Museums-Bahnbetrieb ab Bahnhof Harpstedt eingesetzt.
In Zusammenhang mit der Eisenbahn steht auch eine kleine Anekdote aus der Geschichte der Begleitbatterie des RakArtBtl 112. Sie übernahm von der DHE Ende der 1960er Jahre einen ausgemusterten Personenwagen. Dieser wurde als Party-Raum hergerichtet und neben der Unterkunft aufgestellt. Im Juni 1969 konnte der „Dünsener Weingeist-Expreß“ eingeweiht werden.

 Zustand: 
Heute sind noch sehr viele Bauwerke der früheren Munitionsanstalt auf dem Gelände zu finden. Der Zustand reicht von sehr guter Erhaltung bis hin zu nur noch Trümmer zu finden. Insbesondere die nach dem Krieg entfestigten Munitionshäuser bieten interessante Einblicke.
Die meisten der während des Kalten Krieges errichteten Bauten sind noch vorhanden. Allerdings verschlechtert sich deren Zustand durch Vandalismus fortlaufend.

 Zugang: 
Die verschiedenen aktiven Betriebsgrundstücke sind nicht zugänglich. Die ehemalige Munitionsanstalt kann aber auf diversen Wegen durchwandert werden.

 Hinweis: 
Die Muna Harpstedt wird in zwei regionalen Chroniken behandelt:

Titel: 800 Jahre Kirchseelte
Autor: Angelika Rambusch, Reinhard Rambusch
Verlag: Schünemann Verlag
 
Titel: 825 Jahre Dünsen
Autoren: Hartlef Knoch
Verlag: Gemeinde Dünsen
Blick aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Google Maps

Fotos:

Haupttor
Das Haupttor der Luftmunitionsanstalt Harpstedt.

Zufahrt
Die gleiche Perspektive heute. Das Tor wurde entfernt.

Nordtor
Das heutige Nordtor hatte die Bundeswehr errichtet.

Muna-Zaun
Alte Zaunpfähle der Muna am Ostrand.

Kommandantur
Die ehemalige Kommandantur, später Verwaltung des Altersheims.

Unterkunftsgebäude
Dieses Unterkunftsgebäude wurde inzwischen abgerissen.

Unterkunftsgebäude
Verbliebenes Unterkunftsgebäude, heute Sitz eines Sportvereins.

Haus
Der Bauart nach evtl. ein Wohlfahrtshaus.

Keller
Keller im Lagerbereich, vermutlich von einem Aufenthaltsgebäude.

Luftschutzkeller
Reste eines Luftschutzkellers im Nordost-Bereich.

Krankenrevier
Das ehemalige Krankenrevier.

Heizwerk
Früher das Heizwerk. Nach dem Krieg die Waldschänke, bzw. Molli-Bar.

Wohnhaus
Heute ist es ein Wohnhaus.

Werkstatt
Im Arbeitsbereich ist diese Werkstatt-Baracke zu finden.

Kfz-Werkstätten
Kfz-Werkstätten.

Fahrzeughalle
Fahrzeughalle.

Garagen
Einer von zwei Garagentrakten.

Lager
Ehemals Lager für Öle und Fette.

Notstromanlage
Der Bunker für die Notstromanlage.

Zuluft
Im Vorraum Öffnungen für die Zuluft.

Innenraum
Der Innenraum.

Wasserwerk
Das Wasserwerk.

Brunnen
Zugang zu einem Brunnen.

Brunnen
Ein weiteres Brunnenhäuschen.

Zisterne
Feuerlöschzisterne mit 240 m³ Fassungsvermögen.

Hydrant
Ein alter Hydrant blieb erhalten.

Feuerlöschbassin
Das Feuerlöschbassin diente nach dem Krieg längere Zeit als Schwimmbad.

Schanzzeughaus
Mehrere Schanzzeughäuser für Feuerlöschgerät standen verteilt in der Muna.

Schanzzeughaus
Ein weiteres Schanzzeughaus.

Unterbau
Am Westrand sind von zwei Arbeitshäusern nur die Unterbauten erhalten.

Verladerampe
An der Verladerampe führte früher ein Gleis vorbei.

Löthaus
Das kleine Löthaus. Hier wurden Zünder-Transportkästen aufgelötet.

Lagerhaus
Ein Lagerhaus im POL-Depot.

Lagerhaus
Dort steht auch dieses Lagerhaus mit ansprechender Fassadengestaltung.

Lagerhaus
Dieses gleichartige Lagerhaus nutzte die Schule Alter Postweg als Landheim.

Lagerhaus
Der Bau hat sich inzwischen deutlich verändert.

Lagerhaus
Ein abseits stehendes Lagerhaus.

Munitionshaus
Ein entfestigtes Munitionshaus 20 t.

Munitionshaus
Zugang zu einem entfestigten MH 20 t. Die Erdaufschüttung ist noch vorhanden.

Entfestigt
Entfestigung der anderen Art: Das Dach wurde teilweise entfernt.
Gesprengt
Zugang zu einem gesprengten MH 20 t.
Seitenwände
Die untere Hälfte der Seitenwände blieb stehen.
Stahlarmierung
Metallgewinnung extrem: Die Stahlarmierung wurde aus dem Beton gerissen.
Gesprengt
Von einem Bunker, den die Wehrmacht einschließlich Munition gesprengt hatte, sind nur noch Fragmente und ein weiter Trichter zu finden.
Zeichen
Erhaltenes Zeichen für Feuerlöscher.
Munitionshaus
Munitionshaus 30 t mit Rampe.
Wagenrampe
Es gab zwei Arten der Rampen, hier eine Wagenrampe.
Eisenbahnrampe
Die Eisenbahnrampe hatte einen zugänglichen Hohlraum.
Munitionshaus
Hier ein MH 30 t ohne Rampe.
Ziegelbauweise
Die Ziegelbauweise der MH 30 t wird hier deutlich. Die abdichtende Teerschicht wurde verblendet. Davor war früher die Erdbedeckung.
Wanddekoration
Am Eingang zeugt die Wanddekoration von der Wohnnutzung.
Gittertor
Ein originales inneres Gittertor.
Innen
Blick in die 250 m² große Halle.
Kamin
Nachträglich eingebauter Kamin für Kohleöfen.
Belüftung
Die Belüftung eines MH 30 t.
Wirtschaftsgebäude
Das Wirtschaftsgebäude des Landheims der Schule Grolland.
Absturz
Es wurde beim Absturz des Jagdbombers zerstört, hier der Südgiebel.
Absturz
Die massive Decke ist Richtung Norden geradezu eingeschnitten worden.
Schullandheim
Im dritten Bau des Schullandheims sind noch Reste einiger Zwischenwände erhalten.
Malereien
In einem weiteren Munitionshaus findet man Kinder-Malereien.
Zünderhaus
Zugang zu einem gesprengten Zünderhaus.
Zünderhaus
Die Zünderhäuser hatten lediglich 50 m² Nutzfläche.
Erdwälle
Zwischen den 300 m langen Erdwällen lag früher ein Abstellgleis.
Baumschutz
Beim Aufschütten des Walls wurden vorhandene Bäume mit Backsteinen ummauert um die Tarnung zu erhalten.
Die jüngeren Bauten im Mobilmachungsstützpunkt:
Mob-Stützpunkt
Das Tor zum Lagerbereich des Mob-Stützpunktes.
Lagerhaus
Ein moderneres Lagerhaus.
Stahlhallen
Zwei für MobStp typische Stahlhallen.
Feldlagerhalle
Eine standardisierte Bundeswehr-Feldlagerhalle, hier noch gut erhalten.
Ausgabestelle
Darin war eine Ausgabestelle für Brückenzüge.
Feldlagerhalle
Die Feldlagerhalle hat durch Vandalismus stark gelitten.
Feldhaus
Ein standardisiertes Bundeswehr-Feldhaus.
Taktisches Zeichen
An der Fahrzeughalle das Taktische Zeichen 1./PiBtl 170.
Taktisches Zeichen
An einem MH 30 t Zeichen der 5./PiBtl 11 (PiMaschKp).
Richtfunkturm
Der massive Richtfunkturm der Luftwaffe.
Forward Storage Site - Lagerbezirk Petrol, Oil and Lubricants (POL):
Lagerbezirk POL
Das Tor zum Lagerbezirk POL.
Wachgebäude
Das Wachgebäude.
Fahrzeug-Abstellhalle
Modernere Fahrzeug-Abstellhalle.
Lagerschuppen
Aufgereiht die Lagerschuppen.
Lagerschuppen
Einer der 18 POL-Schuppen.
Forward Storage Site - Lagerbezirk Munition:
Lagerbezirk Munition
Das Tor des Lagerbezirks Munition.
Postenhäuschen
Für die Wache reichte ein Postenhäuschen. Das Wachgebäude des POL-Bereiches war nur 600 m entfernt.
Stromverteilung
Die Stromverteilung für das Depot.
Telefonzelle
Eine ausgemusterte Telefonzelle diente als Wachhäuschen.
Munitionslagerhäuser
Aufgereiht die Munitionslagerhäuser.
Munitionslagerhaus
Einer der 19 Munitionsbunker.
Tor
In diesem Depot hatten alle Bunker Schiebetore.
Innen
Blick nach Innen.
Anschlüsse
Die elektrischen Anschlüsse des Bunkers.
Kasten
Kasten für Feuerlöschgerät.
Sonstiges:  
Muna-Siedlung
Unmittelbar vor dem Tor der Munitionsanstalt befindet sich eine Muna-Siedlung.
Rangierlok
Heute ist im Bahnhof Harpstedt die ehemalige Rangierlokomotive der Muna beheimatet.
Eigentum
So wurden 1960 von der Bundeswehr genutzte Bauten in der Muna gekennzeichnet.
Kranwagen
Ein depoteigener Kranwagen des Niederländischen 201 VZGCO.
NL
Mehrere Steine mit Verzierungen der Niederländischen Armee sind in der Liegenschaft zu finden.

Rot: der äußere Zaun der Muna, blau: der Zaun des militärischen Komplexes nach dem Krieg, violett: einzeln abgezäunte Objekte.
Karte
Maßstab

Quellenangabe:
- Niedersächsisches Umweltministerium: Gefährdungsabschätzung von Rüstungsaltlasten in Niedersachsen
- Angelika & Reinhard Rambusch: 800 Jahre Kirchseelte
- Hartlef Knoch: 825 Jahre Dünsen
- Timo Lumma: Luftmunitionsanstalt 6/XI Boostedt 1937-1945, Teil I
- Bundeswehr Delmenhorst: RakArtBtl 112 - 25 Jahre 1961-1986
- Bundeswehr Delmenhorst: 30 Jahre Bundeswehrstandort Delmenhorst
- Bundesanstalt für Immobilienaufgaben: Exposé Dünsen
- Archiv der Samtgemeinde Harpstedt
- Archiv N. Giese
- Nederlands Instituut voor Militaire Historie
- Weser-Kurier
- Kreiszeitung Syke
- Nordwest-Zeitung
- https://www.sachsenschiene.net/bunker/sys/typ_bu5.htm
- „Alterfritz“
 
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