Rubrik: Flugplätze | Translation: |
Der Einsatzhafen Vörden |
Bis
1945: Als letzter der drei Militärflugplätze im Großraum Bramsche wurde Ende der 1930er Jahre der Einsatzhafen Vörden errichtet. Zuvor waren bereits der Fliegerhorst Achmer und der Einsatzhafen Hesepe geschaffen worden. Die drei Plätze standen funktional stets miteinander in Verbindung. Der Flugplatz entstand auf dem Wittenfelde, rund 3 km südlich der namensgebenden Ortschaft Vörden. Er erhielt die Tarnbezeichnung „Villa“. Für den Aufbau wurde am Nordrand zunächst ein Arbeitslager vom RAD eingerichtet. Später kamen darin auch Kriegsgefangene unter, die für weitere Ausbauten und den laufenden Betrieb herangezogen wurden. Das Flugfeld ist mit drei betonierten Startbahnen versehen worden, angeordnet in der damals gebräuchlichen Triangel-Form. Nördlich und südlich davon schuf man befestigte Abstellplätze für die Einsatzmaschinen. Nordöstlich an das Flugfeld angrenzend wurde der administrative Bereich gebaut. Hier befanden sich Flugleitung, Unterkünfte und Abstellhallen. Im Südosten ist ein weiterer Bereich mit Reparaturhalle und Baracken angesiedelt gewesen. Auch im Umfeld des Einsatzhafens fanden Baumaßnahmen statt. 1 km südlich wurde ein Munitionsdepot angelegt. In den umliegenden Wäldern entstanden abgesetzte Abstellplätze für die Flugzeuge. Rund um den Flugplatz stellte man mehrere Holztürme auf, worauf leichte Flak postiert wurde. Der Einsatzhafen Vörden besaß einen gravierenden Nachteil gegenüber den beiden benachbarten Plätzen: Es war kein Gleisanschluß vorhanden. Die nächstgelegene Eisenbahnstrecke war über 6 km entfernt, zu weit um eine Verbindung zu legen. Bereits während des Aufbaus des Flugplatzes mußten sämtliche Materialien per LKW herangefahren werden. Auch im laufenden Betrieb bedeutete es einen Nachteil; der in großen Mengen benötigte Kraftstoff mußte umständlich herangeschafft werden. Auf dem Bahnhof Bramsche wurden dafür komplette Kesselwaggons auf große Culemeyer-Straßenroller gesetzt, und mit Zugmaschinen über 7 km auf Landstraßen nach Vörden gefahren. Zur Deponierung von Flugbenzin sind auf dem Gelände des Einsatzhafen Vörden vier erdversenkte Tanklager gebaut worden. Vermutlich jedes davon verfügte über vier Tanks zu je 50 m³ Lagerkapazität. Kurz
nach Beginn des II. Weltkrieges sind die ersten fliegenden Einheiten
auf dem Flugplatz dokumentiert. Vom 15. September 1939 bis zum Januar
1940 lag die I. Gruppe des Jagdgeschwaders 1 „Oesau“ hier. Sie flog mit
Messerschmitt Bf 109E-Jägern. Den Alliierten waren die drei Plätze natürlich bekannt. Dementsprechend
flogen sie mehrere Angriffe, die auch auf dem Einsatzhafen Vörden einige
Zerstörungen anrichteten. Am 21. Februar 1944 fand ein solcher Angriff
statt. Dagegen lief es für Vörden am 8. April des Jahres glimpflich ab.
Während Achmer und Hesepe starke Schäden davon trugen, wich die Formation,
die Vörden bombardieren sollte, aus und griff stattdessen den Fliegerhorst Quakenbrück an. Ab 1945: Ab den 1960er Jahren wurde das Gelände zusätzlich durch die
NATO multinational genutzt. Die Niederländische Luftwaffe baute eine Nike-Flugabwehrraketenstellung auf. Im November 1961 konnte sie in Betrieb gehen. Die Anlage war, wie beim System Nike üblich, zweigeteilt. Am Ostrand entstand der Abschußbereich, am Westrand die
Feuerleitstellung. In letzterer war zusätzlich das Groeps Operatiën Centrum
der 1. Groep Geleide Wapens untergebracht. Die Flugleitung des ehemaligen
Einsatzhafens, innerhalb des Abschußbereiches gelegen, diente noch bis
1988 als Bereitschaftsgebäude der 118. Squadron. Seitdem die FlaRak-Stellung endgültig aufgegeben wurde, steht wieder das gesamte Gelände als Standortübungsplatz in der Nutzung. Auch die Bundeswehr nutzt die Liegenschaft entsprechend mit. Was nach dem Abzug der Briten aus Osnabrück passiert, bleibt abzuwarten. Zustand: Zugang: Hinweis: |
Blick
aus der Vogelperspektive mit Google Maps: Fotos:
Auch im Südbereich ist die befestigte Rollbahn zu erkennen |
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Quellenangabe: - Niedersächsisches Umweltministerium: Gefährdungsabschätzung von Rüstungsaltlasten in Niedersachsen - Karl Ries, Wolfgang Dierich: Fliegerhorste und Einsatzhäfen der Luftwaffe - Ewald Hein-Jahnke: Bramsche im II. Weltkrieg - Rinus Nederlof: Blazing Skies - Wilhelm von Spreckelsen, Wolf-Jochen Vesper: Blazing Skies - Archiv N. Giese - Michael Holm: http://www.ww2.dk |
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