Bis
1945:
Im Jahre 1934 erfolgten Planungen für einen Fliegerhorst bei Diepholz.
Gut 2 km südwestlich des Stadtzentrums, zwischen der Hunte und dem Steinfelder
Moor, lag ein geeignetes Gelände, welches in Vergleich zu alternativen
Standorten zum günstigsten Preis zu erwerben war.
Im Herbst begannen dort auf der Kiebitzheide die Bauarbeiten. Im folgenden
Jahr wuchs der Fliegerhorst schnell auf seine veranschlagte Größe. Im Nordosten
des Geländes wurde die Kaserne mit Verwaltungs-, Betriebs- und Unterkunftsgebäuden
errichtet. Daran schloß sich in südlicher Richtung der Flugbetriebsbereich
an. Hier waren die Flugleitung, drei Flugzeughallen und eine Flugwerft
angesiedelt. Das Flugfeld maß anfangs rund 1.000 m im Durchmesser und war
zunächst nur mit einer Grasnarbe versehen. Verkehrstechnisch erschlossen
wurde das Gelände durch einen Schienenstrang vom Bahnhof Diepholz, welcher
im weiten Bogen das Gelände fast umschloß.
Die Arbeiten sind während der Aufbauphase neben der Bauwirtschaft auch
durch Luftwaffen-Baubataillone und Einheiten des Reichsarbeitsdienstes
geleistet worden. Beschäftigt wurden viele Dienstverpflichtete sowie Fremdarbeiter.
An der Maschstraße stand spätestens ab 1940 zu deren Unterbringung ein
größeres Barackenlager mit 14 Gebäuden zur Verfügung.
Die Luftwaffe übernahm den Fliegerhorst offiziell am 21. März 1936. Nutzer
wurde nun der Luftpark Diepholz. Für diesen logistischen Verband mußten
sogleich diverse Erweiterungen an der Infrastruktur ausgeführt werden.
Schwerpunktmäßig im Nordwesten des Areals sind mehrere Lagerhallen gebaut
worden. Dazu kamen Werkstätten, eine Rüsthalle sowie Meß- und Justierstände.
Im Folgejahr wurde gut 1 km nördlich abgesetzt das Vorwerk errichtet. Hier
befanden sich weitere Lagerhallen und Magazine.
Am 1. April 1937 hat die Luftwaffe den ersten fliegenden Verband in Diepholz
aufgestellt, die mit Bombern ausgerüstete III. Gruppe des Kampfgeschwaders
254. Die Gruppe blieb ab nur bis zum 15.3.38 hier, dann verlegte sie nach
Fritzlar in Hessen.
1939 wurde im Nordostbereich der Liegenschaft ein Barackenlager errichtet.
Darin kam die Luftflotten-Nachrichtenschule 2 unter. Sie zog nach Beginn
des II. Weltkrieges nach Königgrätz in Böhmen um.
Von Dezember 1939 bis zum Februar 1940 lag die II./Kampfgeschwader 4 „General
Wever“ in Diepholz. Sie war mit Heinkel He 111-Bomber ausgerüstet.
Nach
Kriegsbeginn folgten Planungen für den Ausbau des Fliegerhorstes. Es
sollten auf dem Flugfeld drei Beton-Startbahnen in der seinerzeit üblichen
Triangel-Form geschaffen werden. Verwirklicht hat man aber nur einer
der Bahnen, die nördliche in West-Ost-Richtung verlaufende. Es wurden
aber auch Teile der Ringstraße und Abstellplätze fertiggestellt.
Zum Schutz der Anlage hat man im Umfeld zwei Flak-Stellungen eingerichtet.
Eine befand sich knapp 6 km in nordöstlicher Richtung bei der Ortschaft
Sankt Hülfe auf einer Anhöhe. Die andere Stellung lag rund 3 km südöstlich
in der Gemarkung Graftlage.
Im Jahre 1940 verlegte der Luftpark nach Seerappen in Ostpreußen. Der
Fliegerhorst Diepholz war in den folgenden Kriegsjahren mit verschiedenen
Verbänden belegt, die überwiegend nur kürzere Zeit am Ort blieben. Neben
fliegenden Staffeln war auch ein Fallschirmjägerregiment darunter. In
der zweiten Hälfte des II. Weltkrieges wurden von Diepholz Nachtjäger
zur Abwehr der immer häufiger einfliegenden alliierten Bomberflotten
eingesetzt.
Zwischen 1940 und 1943 sind zusammengerechnet 13 leichtere Luftangriffe
auf den Platz geflogen worden, bei denen insgesamt 78 Bomben abgeworfen
wurden. Am 21. Februar 1944 folgte eine schwerere Bombardierung durch
90 viermotorige Bomber der Royal- und US Air Force. Die Einrichtungen
des Flugplatzes erlitten dabei starke Schäden. Hallen und die Startbahn
waren zerstört, 72 Tote zu beklagen.
Belegungen durch fliegende Verbände sind nach diesem Angriff nicht mehr
verzeichnet. Schließlich erfolgte am 6. April 1945 die Besetzung der
Anlage durch britische Truppen.
Ab 1945:
Kurzzeitig nutzte die Royal Air Force den Fliegerhorst Diepholz noch
als Flugplatz. Über diesen wurden zahlreiche befreite britische Kriegsgefangene
in ihre Heimat ausgeflogen. Die meisten Kasernengebäude sind in der
nächsten Zeit mit Displaced Persons belegt worden. Denen folgten bald
Vertriebene aus den ehemals deutschen Ostgebieten.
Die militärischen Einrichtungen der Liegenschaft wurden im Rahmen der
Demilitarisierung zerstört. In den verbliebenen Gebäuden siedelten sich
nun gewerbliche Betriebe an, um hier eine neue Existenz aufzubauen.
Bei Aufstellung der Bundeswehr wurde frühzeitig beschlossen,
den ehemaligen Fliegerhorst Diepholz wieder zu reaktivieren. Bereits
im Sommer 1956 trafen die ersten Soldaten der Fliegerhorstgruppe im Standort
ein. Zunächst ging es darum, die zerstörte Infrastruktur wieder herzustellen.
Im Jahre 1957 konnten die letzten zivil genutzten Gebäude auf dem Areal
geräumt werden. Damit stand nun wieder die komplette Fläche, einschließlich
Vorwerk, für die Truppe zur Verfügung. Während die Kasernenbauten noch
erhalten waren, mußten insbesondere im Flugbetriebsbereich Anlagen vollständig
neu errichtet werden. Darunter waren zwei Flugzeughallen, Abstellflächen
und die Startbahn mit Rollwegen. Auch einige Lagerhallen wurden neu gebaut.
Die Liegenschaft sollte, ähnlich der Vorkriegsverwendung, ein logistischer
Stützpunkt der Bundesluftwaffe werden. Die vorhandenen Lagerbereiche
machten Diepholz dafür geeignet. Im April 1957 traf von bayerischen Erding
kommend, die Versorgungsgruppe A 21 ein. Sie bildete den Grundstock für
das noch heute in Diepholz stationierte Luftwaffenversorgungsregiment
2. Dieser Verband wurde offiziell am 15.1.58 auf dem Fliegerhorst aufgestellt.
Am 22. Oktober gleichen Jahres konnte die neue Startbahn in Betrieb genommen
werden. Damit war auch der Flugbetrieb in Diepholz wieder möglich. Am
1. April 1959 verlegte ein fliegender Verband auf den Horst. Die Ausbildungsgruppe
A der Flugzeugführerschule S, Stammsitz auf dem Fliegerhorst
Wunstorf, führte in den folgenden Jahren die Flugzeugführerausbildung auf Propellermaschinen
vom Typ Piaggio P 149 D durch. 1963 mußte die Gruppe aufgelöst werden.
Die Bundeswehr hatte die fliegerische Grundschulung neu konzeptioniert.
Nun wurde dieser Teil der Ausbildung bei der zivilen Verkehrsfliegerschule
der Deutschen Lufthansa auf dem Flughafen Bremen durchgeführt. Diepholz geriet damit für diese Ausbildung aber nicht völlig aus
dem Blickfeld. Ab 1966 ist der Platz von der Lufthansa-Schule in die
Ausbildung mit einbezogen worden.
Am 1. Oktober 1961 begann in Diepholz die Aufstellung des FlaRakBtl 25.
Dieser mit Nike-Flugabwehrraketen ausgerüstete
Verband sollte von vorne herein hier nur eine vorübergehende Bleibe erhalten.
Bis zum Jahresende trafen das Raketensystem und die in den USA ausgebildeten
Mannschaften in Deutschland ein. Zeitgleich damit verlegten die 1. und
4. Batterie des Bataillons auf den Fliegerhorst Ahlhorn. Die 2. und 3. verblieben in Diepholz. Für diese wurde auf dem Fliegerhorst
eine temporäre Einsatzstellung der Nike mit Feuerleitbereich und Abschußbereich eingerichtet. Im Sommer 1964
verlegten die letzten Teile des Verbandes in die neu gebaute Hülsmeyer-Kaserne
nach Eydelstedt bei Barnstorf, die provisorische Stellung konnte in die
Endstandorte verlegt werden.
Zur Unterbringung des FlaRakBtl hatte man im Nordosten der Liegenschaft
Unterkünfte errichtet. Nach deren Abzug belegte das I. Bataillon des
Luftwaffenausbildungsregiments 5, Stammsitz im Fliegerhorst
Goslar, diesen Bereich.
Seit 1964 befinden sich Luftwaffenpioniere in Diepholz. Die Einheit trug
den Namen Luftwaffenpionierlehrkompanie 2. Sie bildete für alle fliegenden
Verbände der Luftwaffe Soldaten in der Reparatur beschädigter Flugplätze
aus, im NATO-Englisch „Airfield Damage Repair“ (ADR). Dafür ist ein ausgedehntes
Übungsgelände im Südwesten des Fliegerhorstes geschaffen worden.
Von September 1968 bis April 1971 war wieder ein fliegender Verband in
Diepholz stationiert. Die II. Gruppe des Hubschraubertransportgeschwaders
64 lag hier mit ihren Bell UH-1D. Schließlich verlegte sie auf den Fliegerhorst
Ahlhorn.
Der ursprüngliche logistische Verband der Luftwaffe aus den Anfangstagen
der Bundeswehrgarnison befindet sich bis zum heutigen Tag im Fliegerhorst
Diepholz. Seine Bezeichnung lautet inzwischen Luftwaffeninstandhaltungsregiment
2.
Auch zwei zivile Aspekte des Militärflugplatzes sollen betrachtet
werden.
Von 1967 bis Ende der 1990er Jahre wurden auf der Startbahn und den Rollwegen
Motorsportveranstaltungen durchgeführt. Es waren hochkarätige Rennen
darunter, z.B. die Deutsche Tourenwagen Meisterschaft. Letztendlich aus
Kostengründen sind diese Aktivitäten eingestellt worden.
Seit 1975 nutzt der Aero Club Diepholz den Flugplatz für die Sportfliegerei.
Mit der Bundeswehr wurde seinerzeit ein Mitnutzungsvertrag geschlossen.
Die aus Gründen der militärischen Sicherheit problematische Doppelnutzung
der Anlage konnte im Jahre 2000 entschärft werden. Es wurde im Südosten
des Geländes, außerhalb der Flugplatzumzäunung, ein Betriebsbereich mit
eigenem Tower errichtet. Nun können die Sportflugzeuge durch ein Tor
den Militärischen Sicherheitsbereich verlassen.
Zustand:
Im Unterkunftsbereich sind diverse Kasernengebäude aus den 1930er Jahren
erhalten. Auch in den Lagerbereichen und im Vorwerk stehen einige historische
Bauten. Im Flugbetriebsbereich dagegen sind die meisten Einrichtungen
moderner.
Zugang:
Der Fliegerhorst
ist Militärischer Sicherheitsbereich und darf nicht betreten werden.
Hinweis:
Der zivile Flugplatz Diepholz-Dümmerland ist im Internet zu finden:
https://www.flugplatz-diepholz.de
Für alle Flugplätze gilt:
Über die Flughäfen der Luftwaffe ist ein Buch mit zahlreichen zeitgenössischen
Standort-Skizzen erschienen:
Titel: Fliegerhorste
Autoren: Karl Ries und Wolfgang Dierich
Verlag: Motorbuch
ISBN: 3-613-01486-6
In diesem Buch ist vom Flugplatz Diepholz eine Skizze enthalten! |
Blick
aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Fotos:
Der moderne Tower für den zivilen Flugbetrieb steht südlich des Flugfeldes
Flugplatz-Feuerwehr, im Hintergrund ein Flugzeughangar.
Im Unterkunftsbereich wurde eine Planierraupe als Hinweis auf die Luftwaffen-Pioniere
aufgestellt
Der leichte Transporthubschrauber Bell UH-1D. In Diepholz wird dieses
Muster für die gesamte Bundeswehr instand gesetzt.
Blick über das Flugfeld, Kraftstoffversorgung von Sportflugzeugen.
Das heutige Tor zum früheren Munitionsdepot
Flak-Stellungen:
Eine Baracke der Flak-Stellung Graftlage
Bei Graftlage ist die vollständigste Geschützbettung zu finden
Aus einer anderen Perspektive
Eine Geschützbettung der Stellung bei St. Hülfe
Reste einer weiteren Geschützbettung
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