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Rubrik: Luftabwehr Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Die TMLD-Dauereinsatzstellung Pöhlde
 Relikte des Kalten Krieges: 
Grundsätzliches über die Elemente und das Zusammenwirken im NATO-Luftverteidigungsgürtel ist auf der Themenseite nachzulesen.
Über die Stellungen und Verbände der Radarführung sowie deren Zusammenwirken berichtet eine weitere Seite.

Die Dauereinsatzstellung (DEST) des Tieffliegermelde- und Leitdienstes (TMLD) bei Pöhlde ist 1978 in Betrieb genommen worden. Hausherr der kleinen Liegenschaft wurde ein Radartrupp der 16. Kompanie des Fernmelderegimentes 33. Die Einheit hat eine deutlich weiter zurück reichende Geschichte, die bereits 1959 begann.

In der Frühzeit der Bundeswehr wurde der Einsatz von Luftraumbeobachtern durchdacht. Zunächst plante man noch flächendeckend, und daher mit großem Personalumfang, fast 24.000 Soldaten sah man vor. Entsprechend des Standes der Entwicklung, mußte damals die Beobachtung nach dem Prinzip Auge/Ohr durchgeführt werden, also durch Einsatz der menschlichen Sinnesorgane von exponierten Feldstellungen aus.
Um mit dieser Arbeitsweise eine lückenlose Überwachung gewährleisten zu können, durfte der Abstand zwischen den einzelnen Flugwachen 15 km nicht überschreiten. Dieses Netz sollte in einer Zone von 100 km Breite, entlang der Ostgrenze der Bundesrepublik eingerichtet werden. Dazu kamen Seitenzonen wie Nordseeküste und Voralpenregion und schließlich das gesamte rückwärtige Gebiet der Republik. Die 100 km-Zone sollte ständig besetzt sein. Für die übrigen Gebiete wurde der Einsatz von Reservisten im Spannungsfall eingeplant.
Durch diese Komplexität der Beobachtung ergab sich ein Planungsansatz von neun Abteilungen des Luftraumbeobachtungsdienstes. Tatsächlich reduzierte sich das Vorhaben bis zur Realisierung sehr deutlich. Am Ende entstanden lediglich vier Abteilungen, die mobil an der Ostgrenze der Bundesrepublik eingesetzt werden sollten.

Die Aufstellung der Luftraumbeobachtungsabteilungen begann 1959 auf dem Fliegerhorst Goslar. Als erste wurde am 1. April die Luftraumbeobachtungsabteilung 333 gebildet. Ab 1962 lautete ihre Bezeichnung IV./Fernmelderegiment 33.
Von den vier Abteilungen sind bereits 1965 zwei wieder aufgelöst worden. Es verblieben in Norddeutschland die IV./FmRgt 33 in Goslar für den Bereich der 2nd Allied Tactical Air Force (ATAF), und in Süddeutschland die IV./FmRgt 32 in Lauda-Königshofen für die 4th ATAF. Beide Abteilungen verfügten über je drei Kompanien.

Erst 1971 begann für den Luftraumbeobachtungsdienst eine Modernisierung, die das veraltete Verfahren Auge/Ohr ersetzen sollte. Nun konnte ein neu entwickeltes mobiles Radar eingeführt werden. Das Gerät MPDR 30/1 verfügte über eine Reichweite von 30 km. Es war auf dem Fahrgestell des LKW MAN 630 L2A montiert. Zum System gehörte ein Auswertewagen gleichen Typs mit Kofferaufbau.
Ein weiterer Modernisierungsschritt folge Ende 1975. Jetzt liefen der Truppe automatisierte Tieffliegermeldezentralen zu. Diese waren ebenfalls mobil ausgelegt, verlastet in Kofferaufbauten auf LKW MAN 630 L2A. Die Automatisierung bedeutete die Übertragung der Beobachtungsergebnisse vom Radargerät, über die Zentrale, bis zum übergeordneten Control and Reporting Post. Damit standen die Beobachtungen in kürzester Zeit dem vernetzten Radarführungsdienst zur Verfügung.
Mit der Einführung der Radargeräte wechselte die Bezeichnung des Luftraumbeobachtungsdienstes in Tieffliegermeldedienst (TMD). 1978 erweiterte man das Einsatzkonzept der Truppe um die Führung von Luftfahrzeugen per Sprechfunk. Danach wurde die Bezeichnung erneut angepaßt, nun hieß es Tieffliegermelde- und Leitdienst (TMLD).

Mitte 1976 startete die Erprobung des Dauereinsatzes von Tieffliegerradar aus hergerichteten Feldstellungen. Diese mündete in den Entschluß, nahe der Grenze feste Dauereinsatzstellungen mit eigener Infrastruktur zu schaffen.
Die Baumaßnahmen dafür begannen bereits 1977. Nach und nach entstanden in Niedersachsen sieben dieser Dauereinsatzstellungen (DEST), in nur 3 - 15 km Entfernung zur innerdeutschen Grenze. 1983 wurde das Projekt mit der Stellung auf dem Berg Schalke im Harz vollendet.
Im Spannungsfall wären die Trupps aus den festen DEST in Feldstellungen ausgewichen. Neben den im Dauereinsatz stehenden Teileinheiten, verfügten die TMLD-Kompanien über weiteres Gerät in entsprechender Menge, um die Anzahl der Tieffliegermelde- und Leitzentralen (TMLZ), sowie Radarstellungen zu verdoppeln. Im Spannungsfall sollte nach der Aktivierung von Reservisten hinter der ersten, eine zweite Reihe Tieffliegerradar in vorerkundeten Feldstellungen eingerichtet werden.

Die Dauereinsatzstellung Pöhlde wurde am 6. Dezember 1978 als erste Stellung der 16. Kompanie des FmRgt 33 in Betrieb genommen. Alle Stellungen im Gürtel erhielten eine eindeutige Bezeichnung. Jede TMLZ bekam einen Buchstaben zugeteilt, von A in Schleswig-Holstein bis F im Bayerischen Wald. Die angeschlossenen DEST wurden ebenfalls von Nord nach Süd aufsteigend je Zentrale mit 1 - 4 numeriert.
Die Tieffliegermelde- und Leitzentrale der 16./FmRgt 33, mit Einsatzgebiet vom Harz bis Nordhessen, erhielt den Buchstaben C, bzw. „Charlie“ aus dem NATO-Alphabet. Die TMLZ C lag im Fliegerhorst Goslar. Pöhlde wurde zur DEST C2.

Die Stellung Pöhlde lag im Höhenzug Rotenberg auf einer Anhöhe mit 274 m über NN. Luftlinie war die innerdeutsche Grenze nur 2,8 km entfernt. In der Norddeutschen Tiefebene konnten durch geschickte Platzwahl teilweise über 60 km zwischen zwei DEST liegen. Im Mittelgebirge war wegen der zahlreichen Höhenzüge die lückenlose Abdeckung wesentlich schwieriger. Die einzelnen Stellungen lagen hier deutlich enger beieinander. Der nördliche Nachbar C1 auf dem Berg Schalke war nur 28 km entfernt. Im Süden zur Stellung C3 auf der Mackenröder Spitze waren es lediglich 21 km.
Die Dauereinsatzstellung verfügte über nur wenig Infrastruktur, schließlich war hier lediglich ein Trupp unterzubringen. Für das Radar- und das Auswertefahrzeug entstand eine Abstellbox. Das Personal kam in einem Bereitschaftsgebäude unter. Daneben gab es nur noch eine Trafostation für die Energieversorgung aus dem öffentlichen Netz. Mehr war nicht erforderlich.

Nach dem Fall der innerdeutschen Grenze entfiel der Bedarf am TMLD. Bereits Ende 1990 wurde der Dienst eingestellt und alle DEST geräumt. Die Stellung Pöhlde wird heute landwirtschaftlich genutzt. Außerdem stehen inzwischen zwei Windkraftanlagen auf dem Gelände.

 Zustand: 
Das Gelände ist aufgrund anhaltender Nutzung in einem sehr guten Erhaltungszustand. Alle Gebäude aus Zeiten der DEST sind in unverändertem Erscheinungsbild vorhanden.

 Zugang: 
Die DEST Pöhlde darf nicht betreten werden. Von außen ist die Anlage aber komplett einsehbar.
Blick aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Google Maps

Fotos:

Einfahrt
Die Einfahrt zur Dauereinsatzstellung Pöhlde.

Bereitschaftsgebäude
Das Bereitschaftsgebäude.

Abstellboxen
Die Abstellboxen für die Fahrzeuge der DEST.

Rückseite
Die Boxen von der Rückseite.

Trafostation
Trafostation zur Stromversorgung.

MPDR 30/1
MAN-LKW mit Radar MPDR 30/1 wurden auf dem mittleren Platz der Abstellboxen eingesetzt.

Karte
Maßstab

Quellenangabe:
- Bundeswehr: Der Radarführungsdienst von 1959 bis 1989
- Traditionsverein LRB-TMLD: https://www.tmld.de
 
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